Die menschliche Konstante

Kirill Serebrennikov zeigt am Deutschen Theater Berlin seine Version von Boccaccios «Dekamerone»

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Sie tragen Mundschutz. Auf einem Fernseher im Hintergrund laufen Corona-News. Aber noch sind die Theater offen und das Ganze eben nur ein Spiel – das fünf Tage später vorbei sein wird. Seit Mitte März dürfen die Theater in Berlin keine Zuschauer mehr empfangen: Corona-Zwangs-Pause. Doch das ist an diesem Abend im Deutschen Theater noch nicht klar. Keiner weiß, dass Kirill Serebrennikovs «Decamerone» die vorerst letzte Premiere hier sein wird.

Zwar sind die Foyergespräche geprägt vom Virus, aber irgendwie wähnen es wohl die meisten – auch die Autorin dieses Textes – noch weit genug weg. Der Zuschauerraum ist prall gefüllt. Abstand von mindestens anderthalb Metern? Den halten weder Publikum noch Schauspieler ein. Auf der Bühne wird sogar geküsst. Noch aber sind die Distanzierungsregeln auch nicht offiziell vorgeschrieben. In manchen Momenten fühlt es sich dennoch, vielleicht auch in der Rückschau, ein bisschen an wie am Vorabend der Apokalypse, dieses letzte Essen auf der Titanic, noch spielt das Piano.

Symbolcharakter bekommt die Inszenierung auch durch die Wahl des Stoffs. Serebrennikov hat sich vom Hauptwerk des italienischen Renaissance-Autors Giovanni Boccaccio inspirieren ...

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Theater heute Mai 2020
Rubrik: Aufführungen, Seite 40
von Kristin Becker

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