
Foto: Tana Hojcova/S. Fischer Verlag
Was ist deutsch?
Die Frage nach dem Deutschsein führt schnell zu schweren Zeichen, dunkler Apokalyptik und depressiven Gefühlen. Besser ein paar Geschichten erzählen
Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben» (Theodor W. Adorno). «Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun» (Richard Wagner). «Deutschland ist ein gescheiterter Nationalstaat» (Zafer Senocak).
Diese kleine Blütenlese zum Thema beweist: Versucht man, die Frage, was eigentlich deutsch sein könnte, essentialistisch zu beantworten, produziert man man unweigerlich Aphorismen – und der Aphorismus ist eine Literaturform, die immer zugleich genauso wahr ist wie falsch. Was dann ein Anlass sein mag, sich «trefflich zu streiten», wie es immer heißt. Aber meistens kommt dabei nicht viel Vernünftiges heraus.
Vielleicht ist das Erzählen von Geschichten ein langsamerer, aber besserer Weg. Mein Doktorvater Heinz Schlaffer hat mir mal den biografischen Flashpoint seines um die Jahrhundertwende herum sehr berühmten Buchs «Die kurze Geschichte der deutschen Literatur» erzählt. Er war auf einer Konferenz, und eine Kollegin wischte in ihrem Vortrag die Frage, was an der deutschen Literatur ...
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Theater heute Jahrbuch 2017
Rubrik: Aufgeklärter Patriotismus, Seite 57
von Stephan Wackwitz
Herausgeber
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
Redaktion
Eva Behrendt
Barbara Burckhardt
Franz Wille (V.i.S.d.P.)
Redaktionsbüro
Martin Kraemer
Gestaltung
Christian Henjes
Designkonzept
Ludwig Wendt Art Direction
Redaktionsanschrift
Nestorstr. 8–9, 10709 Berlin,
Telefon 030/25 44 95 10, Fax 030/25 44 95 12
E-Mail: redaktion@theaterheute.de
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Utopische Praxis liegt dem Theater (und vielen anderen, insbesondere kollektiven künstlerischen Prozessen) sicher näher als die Ausformulierung philosophischer und staatstheoretischer Konzepte. Wir sind keine Künstleraristokratien oder Philosophenstaaten, sondern Staats-, Stadt- und Welt-Labore, in denen einerseits alle Gegensätze und Pole ungebremst aufeinander...
I would like to think that today we are living the imaginaries of those, who have been long gone», sagte Angela Davis vor kurzem bei einem Auftritt in London. Damit bezog sie sich auf Antonio Gramscis Aussage vom Pessimismus des Intellekts und Optimismus des Willens und sprach weiter: «Yes, we have always to believe that ultimately we will be able to change the...