Magdeburg: Alternative Lebensmodelle
Wieder am 9. und 10. Juni in Magdeburg.
«Wessen Herz ist schon ganz?», fragt Michailo Gurman achselzuckend. Oder er sagt Sätze wie «Das Glück liegt in einem Tag nur, in einer Stunde, einer Minute, Sekunde, in einem ungreifbaren Augenblick.»
Keine Frage, dem jungen Ukrainer mangelt es an optimistischer Lebenseinstellung.
Was aber nicht weiter verwunderlich ist, wenn man weiß, dass er erst vor kurzem zum Militärdienst eingezogen, in den Krieg geschickt und offiziell für tot erklärt wurde, weshalb seine Verlobte Anna ersatzweise in den deutschen Mittelstand eingeheiratet hat. Dass Nikolaus Müller, Besitzer einer KfZ-Werkstatt mit halbwegs soliden Einkommensverhältnissen, Annas Vater im Gegenzug 2000 Euro «Darlehen» gezahlt hat, ist auch keine schöne Geste. Zumal Annas Vater zuvor seine guten Beziehungen zur ukrainischen Militärbehörde hat spielen lassen, um die ökonomisch tragfähige Heirat überhaupt arrangieren zu können. Andererseits hat sich der deutsche Familienunternehmer mit Kinderwunsch ernsthaft in seine ukrainische Ehefrau verliebt und lehnt alle traditionellen ehelichen Kommunikationsformen ab («Dein Vater sagt mir die ganze Zeit: ‹Wenn ein Mann seine Frau nicht schlägt, dann beginnt sie zu faulen.›»). Doch dann ...
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Theater heute Juni 2017
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Anja Quickert
Was ist dieser Tartuffe für einer? Ein Sektenguru, der einen Vater seiner Familie entfremdet, indem er gottgefällige Gebote ausspricht. Vielleicht sogar die Inkarnation eines ziemlich trendigen asketischen Zeitgeistes: gegen Rauchen, Trinken, Laisser-faire. Und hintenrum natürlich durch und durch verlogen. Wie die meisten Reinheitsapostel.
Bei Martin Laberenz in...
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