Kriterien und Quoten
Wer schon einmal in einer Jury saß, der weiß, dass es das klare, unschuldige, ausschließlich auf Qualitätskriterien beruhende Urteil nicht gibt.
Der weiß, dass ein Urteil immer auch heißt, gut eingespielte Kriterien zu hinterfragen: Ist der eigene Kompass noch korrekt? Steht einem Geschmäcklerisches im Weg, persönliche Vorlieben, Erfahrungen? Ist man womöglich betriebsblind? Man muss sich fragen: Wäre es angebracht, an der einen oder anderen Stelle ein paar Schritte zurückzutreten und die eigenen Kriterien neu zu justieren? Auf der Folie einer Quotierung vielleicht?
In diesem Sinne kann man der diesjährigen Theatertreffen-Jury kaum einen Vorwurf machen. Sie hat unterschiedliche Quoten mehr oder weniger erfüllt, hat mit Leipzig eine ostdeutsche Bühne aufgenommen, mit Mainz und Bern die Provinz berücksichtigt, mit Milo Rau und Forced Entertainment die Freie Szene. Alles verdient, alles sehr gut. Aber eine Quote hat sie nicht berücksichtigt: die Frauenquote.
Kann das sein, dass von zehn eingeladenen Inszenierungen gerade einmal eine einzige von einer Frau verantwortet wurde: Claudia Bauers «89/90» aus Leipzig? Ganz sicher, dass so viel anderes einfach nicht gut genug war? Katie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Mai 2017
Rubrik: Theatertreffen 2017, Seite 11
von Falk Schreiber
Personen
Julia
Jan
Tobias
Ein Hund
Ein Kellner
Ein Fremder
Ein Psychologe
Ein Kollege
Ein Dealer
Die Namen entsprechen den beliebtesten Mädchen- und Jungennamen aller 1990 in Deutschland Geborenen.
Die sechs Personen, die nicht zur Gruppe gehören, werden von demselben Schauspieler gespielt.
Tobias Wisst ihr eigentlich, dass wir uns heute vor einem Jahr das erste Mal gesehen...
Nun hat der Theatermaler Andreas Kriegenburg sein vorerst letztes Märchen für Frankfurt gefertigt. Hat seine hübschen Schauspieler*innen in pastellfarbene, lichte Kostüme gesteckt und vor eine pittoresk angewitterte Remise gestellt. Man spielt Patrick Marbers «Drei Tage auf dem Land» nach «Ein Monat auf dem Lande» von Turgenjew, etwas Russisches also von heiterer...
Im Laufe meiner etwa zwanzigjährigen Tätigkeit als Dramaturg an Theatern in Zürich, Basel, Bremen und Berlin gehörte zu meinen Aufgaben, Schülern das Berufsbild des Dramaturgen zu beschreiben. Doch sehr oft wurde mir sogar von Theaterkollegen entgegengehalten, dass ich gar keinen «richtigen» Beruf hätte. Meine Aufgabe als «Dramadurch» (ich komme aus Hessen) sei ja...