Ingolstadt: Plädoyer für Hellhörigkeit
Einen ernüchternden Blick auf das Frauenbild des Islam wagte das Ingolstädter Theater gerade mit «In meinem Alter rauche ich immer noch heimlich» der algerischen Autorin Rayhana, jetzt wurde das Auftragswerk «djihad» von Volker Schmidt uraufgeführt. «Fragmente» nennt der Autor und Regisseur seine lockere Szenenfolge, die sich zu einem Ganzen formt, um freilich am Ende auch nicht wirklich beantworten zu können, was einen jungen Menschen in die Arme und Armeen radikaler islamistischer Gruppierungen treibt.
Das Stück, hervorgegangen aus Gesprächen mit zahlreichen Betroffenen, lebt von der spannenden Konfrontation der Kulturen: Junge Menschen aus Deutschland, Syrien, der Türkei treffen mit ihren unterschiedlichen Auffassungen, ihrer religiösen Erziehung und ihrem Drang, in eine Freiheit – wo immer die liegen mag – aufzubrechen und anerzogenen Ballast loszuwerden, aufeinander. Die Arroganz des Westens, der damit lockt, alles im Hier und Jetzt erreichen zu können, konkurriert mit den Geheimnissen eines Glaubens, dessen Attraktivität auf Versprechungen fußt, deren Einlösung ins Jenseits verschoben wird. Volker Schmidt erzählt von zwischenmenschlichen Problemen, die die unscheinbare ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute April 2017
Rubrik: Chronik, Seite 56
von Bernd Noack
Sie ist wie ein sinkendes Schiff, diese Familie Tyrone. Ein Ozeandampfer, ehemals pracht- und hoffnungsvoll, der nun mit Schlagseite im Wasser hängt. Vater James ein abgehalfterter Tourneeschauspieler, Sohn Jamie im Dauersuff, Mutter Mary an der Nadel und das längst erwachsene Nesthäkchen Edmund mit unheilvollem Bluthusten. Bühnenbreit und meterhoch haben Armin...
Wir wissen wirklich wenig; wie stark sich die Annäherung zwischen den Kontinenten mittlerweile auch entwickelt haben mag. Wenn dann aber auf Festivals hierzulande Theatersprachen und Inszenierungsstile ins Blick- und Hör-Feld geraten, die nicht unübersehbar in näherer Nachbarschaft stehen, stellt sich die Frage immer wieder neu: nach dem Fremden und nach dem...
Jan-Peter Kampwirth findet Freimaurer klasse: «In einem ganz normalen Händedruck liegt da eine große Verbindlichkeit!» Mitglied kann er aber leider keines werden, weil er Katholik ist – bei einer elitären Geheimgesellschaft darf nicht jeder mitspielen. Papstgläubige nicht. Und Frauen auch nicht. Das findet Gala Othero Winter ungerecht, aber Kampwirth wiegelt ab:...