Die radioaktive Anstalt
Unter dem Vorhang blitzt ein Schuh. Als sich der Vorhang lüftet, gehört der Schuh zu einer Leiche und die Leiche zum ersten Fratzenbild, das Regisseur Herbert Fritsch dem Dramatiker Friedrich Dürrenmatt ins Komödienschuhfach geschoben hat.
«Die Physiker» spielen im Irrenhaus. Wobei Fritsch die Raumfrage wie üblich selbst gelöst hat, und zwar einfach raffiniert. Eine emmentalergelbe Gummizelle hat er ins Zürcher Schauspielhaus gebaut.
In der Mitte öffnet sich eine schokobraune Tresortür, in der Regel jedoch turnen die Darsteller wie Zooaffen über die Wände, jeder Abgang schlägt scheppernd im Off auf.
Ein Schelm, wer bei dieser Bühne nicht an die Schweiz dächte.
Über die Krankenschwesterleiche stiefelt Jean-Pierre Cornus Kriminalinspektor Voss achtlos hinweg. Ihm geht es allenfalls ums Protokoll, und so wie Cornu krampfhaft seine dünn verschwitzten Strähnen auf der Glatze befingert, plagt diesen Voss die Paranoia unter der eigenen Schädeldecke ohnehin ungleich heftiger als eine Mordserie in Fräulein Dr. von Zahnds Privatpsychiatrie.
Als Krimi hat Dürrenmatt «Die Physiker» auch nie gedacht, eher schon als einen Urknall der Groteske. So gesehen ist Herbert Fritsch der logische ...
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Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Chronik Zürich, Seite 60
von Stephan Reuter
In der Royal-Court-Bar wächst gegen alle Schwerkraft Rasen an der Wand. Steht plötzlich eine improvisiert zusammengeklopfte Mini-Bühne mit Fähnchen zwischen den Tischen und dem Edel-Beton. Es gehen E-Mails durch die Networks junger Londoner Theatermacher, dass noch ein paar Lücken im «Open Court»-Programm offen seien, man solle sich doch mit Ideen melden. Im Royal...
Es gibt da nichts zu beschönigen. Schon das erste Drittel des letzten Säkulums hätte gereicht, um dem Titel «Jahrhundert der Katastrophen» traurige Ehre zu machen. Der französische Arzt und Skandalautor Louis-Ferdinand Céline war der erste, der das in seinem 1932 erschienenen Debutroman «Reise ans Ende der Nacht» schonungslos verkündete, mit einer Sprache, die wie...
1./Sonntag
11.45, arte: Square: Peter Stein im Gespräch mit Vincent Josse und Anja Höfer
8./Sonntag
23.20, arte: Mahlermania: Nico and the Navigators, Regie Nicola Hümpel
22./Sonntag
23.05, arte: Gala zur Wiedereröffnung des Mariinski-Theaters in St. Petersburg
25./Mittwoch
16.00, 3sat: Les Misérables – Gefangene des Schicksals Spielfilm (2000) nach Victor Hugo, mit John...