Mode, Mosi und Verzweiflung

Matthias Günther über Elfriede Jelinek «Die Straße. Die Stadt. Der Überfall»

München leuchtet! Es ist das be­rühm­te Licht, die­se son­derbare Helligkeit unter dem Alpenhimmel, die alles zum Strahlen bringt und selbst die Fassaden grinsen lässt. Wer durch die Maximilianstraße flaniert, dem blitzen Lichtreflexe aus den Schau­fenstern und Vitrinen auf die Netzhaut, die zum Staunen einladen. Hier feiert sich vor allem die Welt der Mode, fein inszeniert hinter Glas. Grund genug, diese Straße mit ihren funkelnden Scheiben einmal genauer zu befragen.

Und wer kann das? Elfriede Jelinek! Käme sie nicht aus einer Akademikerfamilie, sie wäre Schneiderin geworden, sagt sie. Die zwei Schwestern ihres Vaters waren Modeschöpferinnen. Als Kind entwarf Elfriede Jelinek für ihre «Bild-Lilli» (Vorgängerin der legendären Barbie) Abend- und Cocktailkleider aus schönen Stoffen. Ihre Kennerschaft, was die Sprache der Mode betrifft, fällt schon auf, wenn man Elfriede Jelinek auf Bildern betrachtet. Sie hat einen ganz eigenen Stil, ist auffällig gekleidet und geschminkt.

Egal. Jedenfalls hat Johan Simons Elfriede Jelinek ge­be­ten, ein Stück über Mode und die Maximilianstraße zu schrei­­­ben. Sie hat es getan, vielleicht auch, weil Simons Simons heißt, so wie der berühmte ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 150
von Matthias Günther

Weitere Beiträge
Die Höhepunkte des Jahres

42 Kritiker, selbstverständlich die allerkritischsten und wählerischsten, haben lange mit sich gerungen und die Höhepunkte der Saison gewählt: Stücke, Regisseure, Schauspieler, Theater und andere Superlative der Spielzeit!

Das Visier immer oben

Du, Bibiana, bist ein streitbarer Geist, von einer enormen Wachheit und Aufmerksamkeit und einer großen Bereitschaft zum Mitdenken, so dass man sich als Regisseur bis zur Premiere und darüber hinaus in einem Gespräch mit Dir befindet, in dem Lob wie eine unstatthafte Unterbrechung der gemeinsamen Arbeit wirken würde. Lob hat ja immer auch etwas Gefährliches, weil...

Im fremden Wasser schwimmen

Jacqueline Bolton Was für eine Herausforderung war es, mit Schauspielern aus unterschiedlichen Theaterkulturen zu arbeiten?

Sebastian Nübling Zum ersten: die Sprache. Wir haben auf Englisch probiert; für mich und für drei oder vier der Schauspieler eine Sprache, die wir durch Popmusik, Filme, Fernsehserien und, vor vielen Jahren, in der Schule gelernt haben. Da wir...