Der Mörder in mir
Manchmal träumt man ja auch im Theater davon, festgenagelt auf seinem Platz in der siebten Reihe: ganz nach vorne zu rücken, den Schauspielern auf die Pelle; aus nächster Nähe in diese Gesichter zu gucken, statt immerzu die mittelnahe Totale auf ihre Zeichen befragen zu müssen. Die Kamera zu sein, die sich heranzoomen kann an zuckende Lider, flattrige Hände, das kurze Schniefen und den langen Blick.
Ein Unique Selling Point des Films, wie gemacht vor allem für die Verhörsituation: zwei Leute, ein Tisch dazwischen und all das, was verborgen bleiben soll und sich doch im Gesicht offenbart. So funktionierte 1995 Romuald Karmakars «Der Totmacher», in dem Götz George zwei Stunden lang nach den originalen Verhörakten aus den 20er Jahren dem Serienmörder Fritz Haarmann seine bemerkenswerte Präsenz verlieh.
Dieses Vorbild muss auch Jan Fehse für seinen Film «Jasmin» vorgeschwebt haben. «Jasmin» ist allerdings kein «Reenactment», wie man Karmakars Film heute vermutlich labeln würde, sondern ein Kammerspiel nach einem Drehbuch von Christian Lyra, das nach Recherchen verschiedener realer Fälle von Kindstötung frei zusammenmontiert wurde. In einem grau-fahlen Raum in einer psychiatrischen ...
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Theater heute Juni 2012
Rubrik: Magazin: Kino, Seite 68
von Barbara Burckhardt
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