Die Sympathiefrage

Johan Simons zieht mit Aischylos’ «Die Perser» in den Münchner Norden, in Stuttgart holt Volker Lösch den Bahnhofs-Streit ins Theater mit «Metropolis/The Monkey Wrench Gang». Von Franz Wille

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Selten so einen schönen Spaziergang gemacht. Üppige Ahorn-Alleen säumen die Wege, zwischen viel wucherndem Grün verstecken sich übersichtliche zweigeschossige Wohn­zeilen aus den 30er Jahren, ein idyllischer Fußballplatz schmiegt sich in eine Senke; hinter einer halbhohen Mauer verschwindet der Verkehrslärm, nur ein bisschen Stacheldraht obendrauf stört die Beschaulichkeit. Die alte Bayern-Kaserne im Münchner Norden, erbaut 1936–1938 und bis 1968 von der US-Army genutzt, wirkt am späten Nachmittag wie ein verschlafenes Wohnviertel mit Öko-Prädikat. Allererste Barackenlage.

Bevor das Gelände einer neuen Bestimmung mit 2.500 Wohneinheiten entgegensieht, die dem­nächst hier entstehen sollen, werden ein paar Blocks von der Stadt München als Flüchtlingsunterkunft genutzt, und die Münchner Kammerspiele haben die malerische Stadtrandlage ganz in der Nähe vom Seniorenheim Kieferngarten vier Wochen lang als Kulisse für Johan Simons’ site-specific «Perser»-Inszenierung auserkoren. Dabei wurde an alles gedacht und keine Mühe gescheut. Schon drei Stunden vor der Vorstellung ist das Gelände zum Kennenlernen und für Fahrradtouren geöffnet. Unter Sonnenschirmen im Innenhof warten Speisen und ...

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Theater heute Juli 2011
Rubrik: Aufführungen, Seite 20
von Franz Wille

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