Wie man gemeinsam von Freiheit erzählt
Theater heute Ein zehnstündiges Antiken-Großprojekt wie «Dionysos Stadt» ist für ein Stadttheater nicht gerade üblich. Peter Stein hat es 1980 mit der «Orestie» an der Berliner Schaubühne einmal unternommen, aber die Schaubühne war damals auch kein übliches Stadttheater. Wie ist diese im besten Sinn wahnwitzige Idee überhaupt entstanden?
Christopher Rüping Die Idee war erst mal jedenfalls nicht, ein Zehn-Stunden-Projekt zu machen, sondern sich mit der Antike zu beschäftigen.
Keiner von uns hier hatte jemals zuvor ein antikes Drama inszeniert oder gespielt; das war der Ausgangspunkt. Meine Erfahrung als Zuschauer mit Inszenierungen antiker Stoffe war immer, dass es zwei Stunden dauert, bis ich die ganzen Prämissen zu akzeptieren beginne, auf denen diese Stoffe fußen: Es herrschen das Schicksal und die Götter über die Menschheit; es gibt einen Chor, und es gibt den ausgestoßenen Einzelnen, das Individuum; es gibt die gebundene, rhythmisierte Sprache. Und wenn ich das endlich alles akzeptiert habe, ist die Aufführung in der Regel auch schon vorbei. Deshalb wollten wir uns dem anders nähern.
TH Die antiken Aufführungen waren ja auch nicht nach zwei Stunden vorbei.
Rüping Stimmt! ...
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Theater heute Jahrbuch 2019
Rubrik: Höhepunkte des Jahres, Seite 112
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