Wer hat die dicksten Pelze?
Ein Jahr wohnt das Theater nun im Netz-Asyl. Ein Jahr, bei kurzer Sommerspielzeit-Lockerung, in einem an sich filmisch dominierten Medium, mit dem das Theater lange gefremdelt hatte. Der Erfahrungszuwachs ist frappierend. Im ersten Corona-Lockdown 2020 wurde im spontanen Ringen um Sichtbarkeit alles an die digitale Rampe gewuchtet, was die hauseigenen Videoarchive hergaben: wackelige Aufführungsmitschnitte, mit wenigen Kameras gedreht, mitunter auch Bilder aus Generalproben, das meiste davon ursprünglich zur internen Dokumentation gedacht.
Diese Bewegtbilder dienten nunmehr als Souvenirs und Grußkarten an das abwesende Publikum. Die Qualitätseinbußen nahm man als Zuschauer mit Herzblut hin.
Der Sommer unseres kurzen Vergnügens wurde von pfiffigen freien Gruppen und wachen Häusern nicht nur zum Spielen genutzt, sondern auch zur Daseinsvorsorge für die erwartete zweite Corona-Welle. Inzwischen gibt es einen Pool an genuin fürs Netz produzierten Stücken. Und es gibt Inszenierungen, bei denen das Ausweichen ins Internet schon mitgedacht wurde. So am Deutschen Theater Berlin bei René Polleschs «Melissa kriegt alles». Aus dem Probenprozess heraus hat das Deutsche Theater Berlin in ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute März 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 53
von Christian Rakow
Wenn selbst Barack Obama Schluss macht mit Hip-Hop, ist es ernst. Zwei Wochen nach der Wahl im November dachte er in einem Gespräch mit dem altehrwürdigen Magazin «The Atlantic» über den Grund nach, warum Donald Trump mehr Unterstützung von schwarzen Männern erhielt als vier Jahre zuvor. «Rap music» handle primär von «bling, the women, the money», und Protz, Frauen...
Joachim Lux friert. Der Intendant des Hamburger Thalia Theaters sitzt mit Schal und Mütze in der augenscheinlich ungeheizten Theaterbar Nachtasyl und bibbert einen Text in die Kamera, eine eher freundliche als erhellende Begrüßung zum pandemiebedingt ins Internet verlagerten Festival Lessingtage: «When theatres are closed, audiences come together in their homes for...
Eva Behrendt Die Protagonistin von «Wounds Are Forever» heißt Sivan Ben Yishai. Was für ein Zufall!
Sivan Ben Yishai Die Sivan Ben Yishai im Stück ist so etwas wie eine Ur-Jüdin, eine Superprotagonistin. Sie kann Autorin sein oder Kämpferin, ein Zug oder ein Flugzeug, sie lebt über Generationen und scheint praktisch unsterblich. Sie ist der Körper, der das...