Un/mögliche Institutionen wagen
In den letzten Jahren hat sich der Gegenstand postkolonialer Kritik in den darstellenden Künsten von der Vorder- auf die Hinterbühne erweitert. 2019 reicht es hierzulande nicht mehr aus, ein Stück, eine Performance, ein Panel oder ein Festival zu rassismuskritischen oder postkolonialen Inhalten zu veranstalten, ohne die inhärente Kolonialität der eigenen Produktionsbedingungen und Institutionen zu adressieren.
Dies ist vor allem das Verdienst verschiedener rassismuskritischer Aktivist*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen of Color und ihrer weißen Mitstreiter*innen, die durch Debatten und Skandalisierungen weiße Dominanz an Institutionen der Kunst, Kultur und Bildung immer wieder herausfordern und intersektional mit sozialen Kämpfen um Klasse, Gender, Feminismus und Inklusion verbinden. Die Zeit, in der rassifizierte Körper von einem weißen bürgerlichen Publikum zum Distinktionsgewinn konsumiert werden konnten, scheint vorbei beziehungsweise nur noch im Tandem mit besagter Selbstreflexion möglich zu sein.
Die künstlerischen Leiter*innen der Black Boxes und Guckkastenbühnen finden sich nun inmitten eines Paradigmenwechsels wieder: Die Institutionen, die ehemals bürgerliche ...
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Theater heute Jahrbuch 2019
Rubrik: Neues Stadttheater, Seite 80
von Elisa Liepsch und Julian Warner
Sind Sie verzweifelt oder hegen suizidale Gedanken oder stellen diese bei Bekannten fest, wenden Sie sich bitte an Menschen, die dafür ausgebildet sind.»
Wenn wir Google oder eine andere Maschine mit der Suche nach Suizid, Selbstmord oder Freitod beauftragen, stoßen wir am Ende der vorgeschlagenen Seiten immer wieder auf Aufforderungen dieser Art. Es folgen...
Wir wurden im Frühjahr 2019 vom leitenden Dramaturgen Daniel Richter angefragt, ob wir die zehn Inszenierungen des diesjährigen Theatertreffens sehen und auf die Frage hin einschätzen wollen, wie männlich das Theatertreffen sei. Als Theaterwissenschaftlerinnen und Geschlechterforscherinnen nahmen wir uns dieser Aufgabe sehr gern an – und hier sind nun unsere...
In einem Aufzug, ca. 30 Messegäste. Man hört in regelmäßigen Abständen einen Papagei «loop, loop» krächzen.
Philipp Preuss Wir begrüßen alle Zuschauer und wollen gleich in medias res gehen. Zu meiner Linken begrüße ich Laura Bartleby und – nach längeren Ausreiseproblemen – Anatol Attivic aus Moskau, zu meiner Rechten Brian Cameo, der gerade aus L.A. eingetroffen...