Träume und Unterbrechungen
Das Leben ein Traum – was sonst?» Mit dieser Neubetitelung hat der Regisseur Jürgen Kruse eine Klammer geschaffen zwischen Calderóns barocker Tragikomödie «Das Leben, ein Traum» und dem Kleistschen «Prinzen von Homburg» in der Regie von Peter Stein, dessen Assistent Kruse einst war. «Ein Traum – was sonst?» heißt die scheinbar versöhnliche und zugleich tief beunruhigende Zeile, die sich Stein und sein Dramaturg Botho Strauß 1972 für den Titel ihrer Inszenierung liehen, «Kleists Traum vom Prinzen Homburg».
Der 36-jährige Jan-Peter Kampwirth, der nun in Köln Calderóns Prinzen Sigismund spielt, war noch gar nicht auf der Welt, als Stein an der Schaubühne am Halleschen Ufer seine innovativsten Inszenierungen schuf; den «Peer Gynt» hat der Nachgeborene auf Video gesehen, hat angesichts des elaborierten Pathos von Bruno Ganz, Edith Clever oder Jutta Lampe gestaunt: «Man kann das auch richtig raushauen …» Und so versucht er es auf seine Art ab und an auch mal, das «Raushauen».
Er steht an der Rampe, kurz nach der Befreiung des verwilderten Prinzen aus dem ominösen Turm, in den sein Vater ihn in weiser Voraussicht hat sperren lassen, und macht sich über die Hofschranzen lustig, die sich ...
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