
Theaterstrukturdebatte: Der Qualitätsoptimierer
Alle kennen seit über 20 Jahren das große Theaterkrisenszenario: Eine überforderte Kulturpolitik sorgt bei angespannten kommunalen Haushalten unter abnehmender öffentlicher Theaterbegeisterung für hohen Spardruck, der durch immer mehr Produktionen ausgeglichen werden soll und spätestens dann in die strukturelle Unterfinanzierung mündet, wenn über Jahre Tarifsteigerungen nicht ausgeglichen werden. Am Ende stehen schrumpfende künstlerische Etats, drohen Personalkürzungen und möglicherweise Spartenschließungen.
Alles schon vorgekommen und unrühmlich bekannt von Wuppertal bis Rostock. Kommende Haushaltssperren in Zeiten der Schuldenbremse könnten das Szenario noch verschärfen. Dergleichen ist nicht neu, aber eine Lösung außer hinhaltendem Widerstand nicht wirklich in Sicht.
Was also tun? Thomas Schmidt, ehemaliger Geschäftsführer des Weimarer Nationaltheaters und Professor für Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Darstellende Kunst in Frankfurt, hat auf 465 Seiten eine «Kritik des deutschen Theatersystems» verfasst und ihm ein Reformpaket verschrieben. Es sieht die üblichen organisatorischen Betriebsoptimierungen vor, deren Ertrag von Fall zu Fall unterschiedlich ...
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Theater heute Juni 2017
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Franz Wille
Die Erhaltung des Staates ist mit der Erhaltung des Feindes unvereinbar», zitiert der Puppenspieler Combeferre aus dem Schlüsselwerk der Aufklärung «Du Contrat Social». «Ihr habt das unterschrieben», fährt er zum Publikum gewandt fort, «Rousseaus Gesellschaftsvertrag, dank dem ihr Länder überfallt, ganze Inseln in die Luft jagt und den Feind ausradiert ... wieder...
Es summt und brummt in allen Ecken des Hauses, als seien seine Wände selbst lebendig geworden. In einer Ecke werden Messer geschmiedet, in der nächsten wird musiziert, dort plätschert Wasser durch ein Pflanzenbewässerungssystem, da sitzt eine Reihe von Menschen versunken an einem Tisch, jede*r für sich ein Video schauend. Die Maulwürfe sind eingefallen am...
Die Sowjetunion ist für Darja und mich in erster Linie die Familie.» Ungefähr nach vier Stunden spricht Niza Jaschi (Lisa Hagmeister) diesen Satz über sich und ihre Schwester (Franziska Hartmann). Ein zentraler Satz in Jette Steckels Uraufführungsinszenierung von Nino Haratischwilis «Das achte Leben (für Brilka)» am Hamburger Thalia – weil die Passage das narrative...