Tanz der Substanzen
In der kalifornischen Wüste steht eine junge Frau und blickt zum eleganten, modernistischen Bungalow hinauf, der oben in den Felsen gebaut ist. Plötzlich explodiert das Gebäude. Aus immer neuen Perspektiven wiederholt sich diese Explosion, zuletzt als Detailstudie des Interieurs und in Zeitlupe. Den Kleiderschrank erwischt die Druckwelle von hinten: In grotesker Anmutung blähen sich die Kleidungsstücke für einen Moment auf, bevor sie scheinbar von Schwerkraft befreit neben Lampe, Hühnchen und Hummer zu schweben beginnen.
Vor leuchtend blauem Horizont und mit Pink Floyds psychedelischem Sound unterlegt («Come in Number 51») verwandeln sich die Alltagsdinge in ästhetische Objekte – frei von Funktion, ökonomischem Wert oder Warenfetisch. Die Explosion bringt die Objekte zum Tanzen.
Dass die dänische Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen den diskursiven Teil ihrer Lecture-Performance «Speculations» mit dieser Beschreibung beendet (die sich unschwer als Ende des Films «Zabriskie Point» von Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1970 erkennen lässt), ist natürlich Konzept. Die Sequenz erzeugt eine künstl(er)ische Realität, in der die Objekte Eigendynamik entwickeln und sich ...
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Theater heute Juni 2017
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Anja Quickert
Gewissen gegen Gesetz, der Einzelne gegen den Staat - das sind die Kernthemen von Sophokles’ «Antigone». Einen anderen Schwerpunkt wählt Anna Bergmann in Karlsruhe: Sie setzt an bei der alptraumhaften Familienhistorie der Protagonistin (Antigone und ihre drei Geschwister entstammen dem Inzest zwischen Ödipus und seiner Mutter) und rückt die blutige Vorgeschichte...
Premieren im Juni 2017
Aachen,
Grenzlandtheater
1. Coble, Herbstrasen (DSE)
R. Uwe Brandt
Aachen, Theater
2. Etchells, Quizoola!
R. Marion Schneider-Bast
10. Houellebecq, Unterwerfung
R. Ewa Teilmans
Aalen, Theater der Stadt
30. Projekt, Molière
R. Tonio Kleinknecht
Baden-Baden, Theater
9. nach Beaumarchais,
Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit
R. Thomas Höhne
25. Miller,...
Am Anfang ist schon alles am Ende. Und dieses Ende ist betörend ruhig, fast meditativ und unbedingt sehenswert. In rotes Licht getaucht liegen Menschen am Boden, zärtlich miteinander verwoben, zu leisen Gitarrenklängen in Streicheleinheiten vertieft. Nur eine scheint nicht ganz dazuzugehören: Die Ranjewskaja (Astrid Meyerfeldt), ehemals Hausherrin hier,...