Stromabwärts
Seit einem Jahr sind die Theater, Opern- und Tanzhäuser fast durchgehend geschlossen – und haben auf Online umgestellt. Als neue Normalität lehnen die meisten Theatermenschen das ab. Man vermisst die physische Kopräsenz, das Live-Erlebnis, die dunklen Räume, in denen Handys ausgeschaltet werden und die Konzentration einkanalig auf die Bühne gerichtet ist. Dennoch ist in diesem pandemiegeprägten Streaming-Jahr durchaus Neues, ja Zukunftsweisendes entstanden – und Online-Pionier*innen ernten die Früchte ihrer Arbeit.
Die größte Entwicklung hat die Sprechtheater-Sparte durchgemacht, die vor der Pandemie am wenigsten über die Aufzeichnung und Ausstrahlung ihrer Produktionen nachdachte. Spätestens die zweite Welle der Pandemie zwang die Theater dazu, ihr Online-Angebot zu professionalisieren – und prompt stieg die Qualität. Einige Häuser streamten Schätze aus dem Archiv, das Gros setzte dagegen auf aktuelle Produktionen und ging von Aufzeichnungen mit nur einer Kameraperspektive zu aufwendigen Livestreams mit mindestens vier Kameras über – auch im Tanz.
«Im ersten Lockdown hat das Publikum noch alles dankbar aufgenommen, was von den Theatern improvisiert wurde, ab dem Herbst wurden ...
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Tanz April 2021
Rubrik: Screenings, Seite 42
von Sophie Diesselhorst
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Neun Frauen in weißen Kleidern tragen schwere Trommeln um den Hals, groß wie runde Waschkörbe, auf die sie schlagen, vor Wut, aufrecht, immer lauter und dringlicher. Über ihnen senkt sich die Decke. Sie schreien. Und schlagen schneller, verzweifelter, bevor der Himmel ihnen auf den Kopf fällt. Das Licht verlöscht mit einem Schlag. Keine Sekunde vergeht, da springt...