Riskante Auseinandersetzungen

Zum Tod von Ursula Ehler-Dorst

Theater heute - Logo

«Geboren bin ich in einem Grab, in einer Wiege werde ich sterben. Nun bin ich Merlin geworden, das allwissende alte Kind. Ein Entertainer, Zauberer, Erzähler. Verehrtes Publikum, lass mich dir meine Geschichte vom Sterben erzählen, damit ich nicht sterbe.» (Tankred Dorst, «Der Schauspieler und der Tod»)

Nun ist auch Ursula Ehler-Dorst am 26. Februar 2024 im Alter von 84 Jahren in ihrer Berliner Wohnung gestorben.

Als ich von Ursulas Tod erfuhr, war mein erster Gedanke: Jetzt ist sie wieder bei Tankred (1925–2017) – wie gut! Denn wer die beiden kennt, weiß, dass Ursula nicht ohne Tankred zu denken ist und Tankred nicht ohne Ursula. Das mag nach Abhängigkeiten klingen, so war ihr Leben aber ganz und gar nicht. Es war – aus meiner Perspektive – eine symbiotische Arbeits- und Lebensgemeinschaft; aufrichtig, respektvoll und wissend um die Stärken (und Schwächen) des:der anderen. Sie waren ein einzigartiges Künstler:innenpaar und Autor:innenkollektiv – und das über 50 Jahre. Das habe ich bewundert.

Ursula Ehler, geboren 1939 in Bamberg, begann ihre künstlerische Laufbahn mit einem Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, arbeitete als Bibliothekarin an der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2024
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Yvonne Büdenhölzer

Weitere Beiträge
Das andere Geschichtsdrama

In der Schlange an der Kasse beim Drogeriemarkt in Gelsenkirchen – Türken, Kurden, Syrer, Iraker, Albaner, Ukrainer, Bulgaren, Rumänen, Tunesier. Alle aus ehemaligen Provinzen oder Vasallenstaaten des Osma -nischen Reichs. Mehr als die Hälfte der Be -wohner Gelsenkirchens kommen daher. Dieses Reich ist mitten unter uns, wir wissen es nur nicht. «Wer nicht von hier...

Schmerzenskabarett

Etwa zur Halbzeit der Inszenierung – der jüdische Mathematikprofessor Josef Schuster ist gerade beerdigt worden – hoppelt eine Mumie auf die Bühne. Vom Scheitel bis zur Sohle ist Birgit Minichmayr in Mullbinden gewickelt, sodass sie sich nur hüpfend fortbewegen und anfangs flach liegend auf einem Stuhl balancieren kann – reife Leistung für die Bauchmuskeln. Selbst...

Drei von der Tankstelle

Wild Frontier: Der Donbass ist eine Steppenlandschaft zwischen der Ukraine und Russland, dünn besiedelt, aber industrialisiert, eine Re -gion, die über Jahrtausende Durchmarschgebiet verschiedener Armeen war, die sich sprachlich und kulturell mit der spärlichen Bevölkerung mischten, eine auf eigenartige Weise von der Welt vergessene Krisenregion, die aktuell ein...