Provokation gelungen, Wirkung offen
Es ist unmöglich, all die Attacken und Verleumdungen der letzten Tage in diesem einen Brief aufzuzählen, aber sie stellen eine klare Missachtung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit dar», schreibt der kroatische Regisseur und Dramatiker Oliver Frljic in seinem offenen Brief an Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission. «Da Polen ein Mitglied der Europäischen Union ist, ist dieser Fall mit Sicherheit relevant für die EU-Institutionen, die mit dem Schutz der Menschenrechte beauftragt sind.
»
Ob die betroffenen Abteilungen der EU-Kommission Oliver Frljics Einschätzung hinsichtlich ihrer Zuständigkeit teilen, ist zumindest offiziell nicht überliefert. Möglicherweise ist man dort vollauf mit komplexeren politischen Vorgängen in Polen beschäftigt – dem fortschreitenden Abbau der Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit zum Beispiel. Doch mit Sicherheit hat keine Theateraufführung der letzten Jahre die polnische Gesellschaft vergleichsweise in all ihren Facetten erreicht und emotionalisiert wie Oliver Frljics «Klatwa« («Der Fluch»), die am 18. Februar im Teatr Powszechny in Warschau Premiere hatte – wenngleich auch Regisseure wie Rodrigo Garcia oder Ewelina Marciniak ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Anja Quickert
Die Zukunft findet nicht statt. Jedenfalls nicht im Dresdner Elbtal. Zu dieser interessanten
Diagnose kommen gleich zwei Uraufführungen des dortigen Staatsschauspiels. Glaubt man, zunächst, Konstantin Küsperts Prognose vom «ende der menschheit», die Anton Kurt Krause dort im Kleinen Haus (mit einem vergleichsweise munteren Schauspielertrio) urinszeniert hat, wird...
Es scheint, dass in Europa zur Zeit die Furcht vor der gegnerischen Provokation größer ist als der Drang zum Streitgespräch. Die Folge davon ist meistens ein freundliches Lächeln des Gegners. Deswegen: Nach der von vielen deutschsprachigen Theaterkünstlerinnen und -künstlern geforderten Absage des Podiumgesprächs «Die neue Avantgarde» im Züricher Theaterhaus...
Was bewegt Zuschauer, die sich für Aufführungen wie «Sieben gegen Theben/Antigone» in Frankfurts Bockenheimer Depot, inszeniert von Ulrich Rasche, begeistern? Nach sorgfältiger Recherche im Publikum und ernsthafter Gewissensprüfung des Autors ist die Antwort folgende: Es ist zunächst die offensichtliche formale Geschlossenheit und Strenge der...