«Praktisch undurchführbar»

Die Knappheits-Manager:innen: der Beruf der Theaterleitung als phantasmatische Rollenidee seit mehr als 100 Jahren, eine ausschnitthafte historische Zitateschau zur Befragung eines strukturell überfordernden Berufsprofils Von Anna Volkland

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Was für ein wirklich eigenartiger Beruf ist das überhaupt: Theaterleitung? Er steckt voller kaum aufzulösender Widersprüche und ist mit einer Reihe von Zuschreibungen belastet: sehr hohen bis überhöhten Erwartungen, aber auch harter Kritik bis hin zu direkter Ablehnung. Natürlich sind Theaterleitungsprobleme nicht abgekoppelt von der Art des Betriebs und dessen zeitspezifischen Problemen zu denken.

Auch sind einzelne Intendant:innen immer kritisierbar und können im Zweifelsfall viel Unheil anrichten, und umgekehrt kann ein:e einzelne:r Intendant:in – oder auch ein Leitungsteam – nicht allein den ganzen Laden retten.

Dennoch oder besser deswegen lohnt ein Blick auf das Phänomen und Problem Intendanz als solches. Es handelt sich um einen frühen Managementberuf, ab Ende des 18. Jahrhunderts und dann wieder ab 1830 vor allem für aufstrebende, aber kaum künstlerisch ambitionierte Bürger (und ich verwende die männliche Form jeweils absichtlich), der heute oft mit Hybris und Machtmissbrauch in Verbindung gebracht wird, bis vor kurzem noch mit außergewöhnlicher Leistungs -stärke und herausragender Begabung, und der tatsächlich historisch mal größere, meist aber kleinere künstlerische ...

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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Knappheit - alles auf Kante, Seite 37
von Anna Volkland

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