Potsdam: Fragen der Augenhöhe

Maxi Obexer «Gehen und Bleiben» (U)

Theater heute - Logo

Wie erzählt man im Theater angemessen über die Erfahrungen von Geflüchteten? Mangelndes Problembewusstsein kann man der Autorin dabei wirklich nicht vorwerfen. Im Programmheftgespräch erzählt Maxi Obexer von ihrem Bemühen, ihre Recherche unter Emigranten in Potsdam nicht als «Menschenschau» zu präsentieren, bei der «Geflüchtete quasi ausgestellt werden».

Wie unterläuft man die hierarchische Aufteilung zwischen einer deutschen Mehrheitsgesellschaft im Publikum, die interessiert auf ein paar «besonders spektakuläre, sensationelle Fluchtgeschichten» herabblickt? Ja, wie?

Maxi Obexer und Regisseur Clemens Bechtel haben sich im Potsdamer Hans Otto Theater für ein Zwischending entschieden aus gescripteten Erfahrungsberichten und fiktionaler Spielhandlung. In «Gehen und Bleiben» treffen zwölf Menschen aus Syrien und dem Iran, aber auch aus Russland, Mazedonien, Israel und Frankreich aufeinander, die in kleinen Spielszenen darstellen, wir ihr Leben am neuen Ort und das der zurückgebliebenen Familienangehörigen in der alten Heimat langsam, aber unaufhaltsam ausein­ander driftet.

Da ist der Mittvierziger aus Mazedonien, der in den 90ern während der Balkankriege nach Deutschland kam, sich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2017
Rubrik: Chronik, Seite 67
von Franz Wille

Weitere Beiträge
Politik und Theater: Sie wissen schon, was sie tun

Am Ende haben sie dann natürlich gespielt. Das Gastspiel von Milo Raus «Five Easy Pieces» in der Region Paris hat für einen Sturm im Wasserglas gesorgt. Im März stand die Produktion, in der Kinderdarsteller sich mit der Geschichte des belgischen Sexualmörders Marc Dutroux beschäftigen, auf dem Spielplan des Théâtre des Amandiers in Nanterre (vgl. das Porträt in TH...

Das Strömen der Gedanken

Im Programmheft zu Michael Thalheimers Hamburger Inszenierung des «Zerbrochnen Krugs» wird er ausführlich zitiert, Kleists Aufsatz «Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden». Tatsächlich zeugen ja in keinem anderen Kleistschen Werk Worte so hemmungslos Worte, aus denen Gedanken werden, oder auch mal: Lügen. Wenn Frau Marthe die Wörter auf den Kopf...

Linz: Ba-Ba-Bank­überfall

«Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?», heißt es in der «Dreigroschenoper». Die Bawag kann Brecht damit nicht gemeint haben. Sie wurde 1922 – unter dem Namen Arbeiterbank – als eine Art antikapitalistisches Geldinstitut gegründet, ohne private Aktio­näre und nicht profitorientiert. Nach dem Krieg wurde die Arbeiterbank vom...