Potsdam: Fragen der Augenhöhe
Wie erzählt man im Theater angemessen über die Erfahrungen von Geflüchteten? Mangelndes Problembewusstsein kann man der Autorin dabei wirklich nicht vorwerfen. Im Programmheftgespräch erzählt Maxi Obexer von ihrem Bemühen, ihre Recherche unter Emigranten in Potsdam nicht als «Menschenschau» zu präsentieren, bei der «Geflüchtete quasi ausgestellt werden».
Wie unterläuft man die hierarchische Aufteilung zwischen einer deutschen Mehrheitsgesellschaft im Publikum, die interessiert auf ein paar «besonders spektakuläre, sensationelle Fluchtgeschichten» herabblickt? Ja, wie?
Maxi Obexer und Regisseur Clemens Bechtel haben sich im Potsdamer Hans Otto Theater für ein Zwischending entschieden aus gescripteten Erfahrungsberichten und fiktionaler Spielhandlung. In «Gehen und Bleiben» treffen zwölf Menschen aus Syrien und dem Iran, aber auch aus Russland, Mazedonien, Israel und Frankreich aufeinander, die in kleinen Spielszenen darstellen, wir ihr Leben am neuen Ort und das der zurückgebliebenen Familienangehörigen in der alten Heimat langsam, aber unaufhaltsam auseinander driftet.
Da ist der Mittvierziger aus Mazedonien, der in den 90ern während der Balkankriege nach Deutschland kam, sich ...
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Theater heute Mai 2017
Rubrik: Chronik, Seite 67
von Franz Wille
Auch nach hundert Jahren läuft Tschechows dramatische Familienlimousine «Drei Schwestern» noch einwandfrei auf vielen Bühnen. Trotzdem zeigt Simon Stone, dass es nicht schadet, das Dialogmaterial generalzuüberholen oder auch gleich gänzlich auszutauschen – bei gleichzeitiger Erhaltung der Karosserie. So kommt es auf der Bühne des Basler Theaters zu kleinen...
Personen
Julia
Jan
Tobias
Ein Hund
Ein Kellner
Ein Fremder
Ein Psychologe
Ein Kollege
Ein Dealer
Die Namen entsprechen den beliebtesten Mädchen- und Jungennamen aller 1990 in Deutschland Geborenen.
Die sechs Personen, die nicht zur Gruppe gehören, werden von demselben Schauspieler gespielt.
Tobias Wisst ihr eigentlich, dass wir uns heute vor einem Jahr das erste Mal gesehen...
Auf der Liste der besten Tschechow-Figuren, die nicht von Tschechow sind, dürfte der Frauenarzt Dr. Benrath ziemlich weit oben rangieren. Gespielt von Felix Klare steht er auf der Bühne, ein schlanker, großer Kerl mit schickem Bärtchen, und fixiert mit entschlossen zusammengekniffenen Augen seine selbstrechtfertigende Argumentationskette: Ja, er sei seiner Frau...