Nachhaltig mit Menschen umgehen
Seit Jahrhunderten verzichten Frauen*. Sie verzichten auf ihre Karrieren, auf ihr Essen, auf ihre Selbstbestimmung, ihr Geld, ihre Freiheiten, ihren Orgasmus. Sie verzichten, weil sie müssen, weil es ihnen von außen aufgetragen wird. Damit das Ungleichgewicht im Gleichgewicht bleibt. Damit das Patriarchat florieren und sich seine Säulen tiefer in die Erde reinbohren können, verzichten Frauen*, verzeihen Frauen*.
Sie konsumieren weniger Fleisch, fliegen seltener und gehen öfter protestieren – dass sich mehr Frauen* für das Klima engagieren und den Klimawandel seltener leugnen als Männer, ist statistisch längst bewiesen. Frauen* leisten unbezahlte Care-Arbeit zu Hause und am Arbeitsplatz.
Sehr gerne und gut verzichte ich auf Mansplaining und das gesamte Spektrum des patriarchalen Ver -haltens vor, auf und während der Probe. Ich verzichte auf die cisheteronormative Ordnung, die perpetuierend in meine Lebens- und Arbeitsweise intervenieren möchte. Ich verzichte auf die ganze Gewalt gegen alle Körper auf der Bühne – inszeniert oder strukturell bedingt. Nachhaltig mit Ressourcen umzugehen, heißt auch nachhaltig mit Menschen umzugehen, so haben Rassismus und Sexismus eine große ...
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Theater heute Jahrbuch 2023
Rubrik: Verzicht, Seite 58
von Pinar Karabulut
Wie hießen nochmal diese Schwebeteilchen in der Luft? Aurosole? Oder das, was die Schweden gegen das Virus gemacht haben? Hordenimmunität? Fast so fern, wie mancher Fachbegriff aus der Lockdownzeit vielen Menschen scheinen mag, wirkt bereits die letztjährige Relevanz-Panik zum postpandemischen «Publikumsschwund». Von der befürchteten Herdenimmunität gegenüber...
Am Anfang sind die schönen Bilder. Bilder von paradiesischer Natur, von farbenprächtigen Korallenriffen, von Vögeln, die über den Palmen der Marshall -inseln kreisen. Die Dokumentarfilmerin Schattenmeier ist wütend über diese Bilder, die ihr von der KI gezeigt werden, denn die Inseln sind längst und endgültig im steigenden Meer verschwunden. Und der Blaufußtölpel...
Am Rad morgens an der Ampel, eng im Pulk der Wartenden, der Fußgänger, neben einer Frau, die ruhig und breit, und komplett a-rezeptiv da steht, nichts von dem bemerkt, was um sie herum vorgeht, denn natürlich hat sie ihre Welt abpanzernden Privatsendungsstöpsel im Ohr, hört nichts, merkt nichts, ist als Taube von sich selbst beschallt, ganz allein in ihrem...