Mehr lachen, weniger denken!
Altmodische Schnurtelefone erfüllten bereits in Claudia Bauers Erfolgsproduktion «humanis -tää!» eine zentrale Rolle. Ein exzentrisches Künstlerpaar plante da reichlich umständlich abendliche Zusammenkünfte. Ingeborg Bachmanns 1971 erschienener Roman «Malina», mit dem das Wiener Volkstheater nun seine Saison eröffnet hat, wirkt auf den ersten Blick wie eine Fortsetzung: Wieder erleben wir ein Paar, das ständig telefoniert, sich abends trifft, Sex hat, Schach spielt, aber kaum eine Nacht miteinander verbringt.
Die beiden sind zwar weniger neurotisch als das «humanistää!»-Paar, aber dafür auch weniger kompatibel. Er ist immer auf dem Sprung (Reisen, Kinder), sie wartet zunehmend verzweifelter auf seinen nächsten Anruf und die (relativ) unbeschwerten Abende gemeinsam. Irgendwann wird sogar ein menschengroßer Telefonhörer auftreten.
Claudia Bauer revidiert gerade zu Beginn ihrer Inszenierung das Bild von Bachmann als Schmerzensfrau der österreichischen Nachkriegsliteratur. In einem der wenigen Fremdtexte, einem Interview mit dem Journalisten Mühlbauer, blitzt der böse Humor der Autorin auf. Wie ein feministischer Thomas Bernhard provoziert sie da als Übertreibungskünstlerin, indem sie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute November 2023
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Karin Cerny
Mit bisher mehr als 200 Inszenierungen steht das melodramatische Kammerspiel «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» im Ranking der meistgespielten Fassbinderstücke ganz oben. Wenn heutzutage ein RWF-Drama auf den Spielplan findet, dann meist dieses; den Zusammenhang von Liebe und Kapital kriegt man eben selten so kompakt und anschaulich auf den Punkt gebracht wie...
Was für ein Entree! Der erste Satz der Intendanz Kay Voges’ am Wiener Volkstheater lautete: «Was, hier, in dieser muffigen Atmosphäre?» Es ist der Satz, mit dem Thomas Bernhards Stück «Der Theatermacher» beginnt, und der Satz, mit dem einst auch Claus Peymann seine Direktion am Burgtheater angefangen hatte. Ein Insiderwitz, den in Wien alle verstanden haben; ist ja...
Da teilen sie die Massen, gekommen zu Hunderten zum Rave in die Jahrhunderthalle. In jener lässigen, unaufgeregten, königlichen Nacktheit, nur Sicherungsgürtel um die Taille, schreiten Florentina Holzinger und zwei ihrer Performerinnen zum riesenhaften Weihrauchpendel, das über der Tanzfläche sakrale Aromen verströmt. Die eine sichert von unten, die anderen...