Mehr als einfach gut gemacht

Nach zwölf symbiotischen Jahren mit der Freien Szene verabschiedet sich Franziska Werner von den Berliner Sophiensaelen als Künstlerische Leitung

Im Mai 2011 tauchte an der Karl-Marx-Allee plötzlich ein großes Schild auf, direkt vor dem ehemaligen kleinen Bungalow am Haus der Statistik. Darauf war in schönster Ferienkatalog-Ästhetik der Entwurf des geplanten Bauvorhabens «Berlin del Mar» zu sehen, eine Ferienhotelanlage mit King-Size-Pool, in Kooperation mit TUI.

– Hier?, fragte man sich natürlich, direkt am Alexanderplatz zwischen Touristentransfers und trostlosem Event-Shopping? Und ausgerechnet im Haus der Statistik, dem riesigen, maroden 70er-Jahre-Kasten, in dem nach der Wende vorübergehend die Gauck-Behörde Stasi-Akten sichten ließ? Auf den ersten Blick befürchtete man ein neues Imageprojekt der Berlin Tourismus & Kongress GmbH, die die Hauptstadt damals penetrant als «Strandbar-Metropole» vermarktete. Doch bald entpuppte sich «Berlin del Mar» als temporäre Theater-Adresse für ein gleichnamiges Performance-Festival, das sich mit Berlins urbaner Mitte als «Creative City oder touristischem Hyperraum?» auseinandersetzen wollte – eben mit dem Verschwinden der kulturellen Freiräume in der Stadt. Als Bauherrin firmierten die Berliner Sophiensaele, deren eigene Immobilie zwischenzeitlich renoviert wurde.

Es war Franziska ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Oktober 2023
Rubrik: Bilanz, Seite 52
von Anja Quickert

Weitere Beiträge
Eine jüdische Odyssee

Fast verwehte Spuren» nannten Albert Klein und Raya Kruk 1994 ihren Versuch, das Leben und die künstlerischen Wege des jüdischen Schauspielers Alexander Granach darzustellen, der 1933 emigrieren musste, in Warschau, in der Ukraine und Russland in jiddischer, polnischer und russischer Sprache Theater spielte, 1937 in die Schweiz ausreisen konnte und rechtzeitig vor...

Nicht an Wunder glauben

Gleich sieben Mal stirbt die Schauspielerin in diesem Stück. Schon in der ersten Szene wird sie beim Grenzübergang aus der Ukraine von einer Gruppe Flüchtender erschlagen, die ihr ihre Mitwirkung in genau den russischen Fernsehserien verübeln, die sie selber früher begeistert konsumiert haben. Dass eine Flüchtende aus Butscha mit besonderer Wut auf die...

Dürre im Garten

Torben Ibs Was bedeutet FREISCHWIMMEN für die Freie Szene? 
Alisa Hecke FREISCHWIMMEN besteht seit 2004 und hat sich von einem tourenden Festival zu einer Produktionsplattform zur nachhaltigen Künstler:innenförderung entwickelt. Dazu gehören die Sophiensaele Berlin, FFT Düsseldorf, Gessnerallee Zürich, Brut Wien, Theater Rampe Stuttgart, Schwankhalle Bremen, LOFFT...