Mannheim: Parade der Kulturen

Das «Erbe der Mannheimer Weltkulturen­», eine charmante Idee des Kurators Jan-Philipp Possmann und des Theaterhauses Zeitraumexit.

Theater heute - Logo

Ist Multikulturalismus lediglich eine Ideologie, wie die AfD im letzten Sommer behauptete? Eine ungefüllt herumgeisternde Idee, ein Bündel aus Theorien und Normen, das die Realität zu formen sucht – und nicht umgekehrt? An diesem Tag im Mannheimer Ratssaal sieht es anders aus. Da zeichnen zig Menschen aus Guatemala, Afghanistan, Finnland, Eritrea, Indonesien, Ägypten, Kamerun, Albanien, aus der Schweiz, dem Senegal und aus Frankreich (um nur ein paar zu nennen) das multikulturelle Porträt einer Stadt und entwerfen damit das Bild einer Kultur im Plural, die unseren urbanen Alltag prägt.

Denn Mannheim hat nun als erste deutsche Stadt eine Liste ihres multikulturellen Erbes erhalten, die «Liste des Mannheimer Weltkulturenerbes».

Erdacht haben diesen politisch-performativen Streich das höchst umtriebige freie Kultur- und Theaterhaus Zeitraumexit und der Kurator Jan-Philipp Possmann. In Mannheim leben Menschen aus 160 Nationen, und als die Debatte um «die deutsche Leitkultur» im Frühjahr 2016 an Schärfe gewann, gewann ihre Idee Kontur, diese Menschen abzubilden, die die Einwanderungsstadt Mannheim prägen. Die Idee, dieses Erbe aufzuzeichnen, scheint ebenso charmant wie überzeugend, ist ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Esther Boldt

Weitere Beiträge
Premieren im April · On Tour Freie Szene · Suchlauf

Aachen, Grenzlandtheater
24. Zeller, Eine Stunde Ruhe
R. Werner Tritzschler

Aachen, Theater
8. Tschechow, Der Kirschgarten
R. Elina Finkel

Altenburg/Gera, TPT
23. Williams, Endstation Sehnsucht
R. Akillas Karazissis (Altenburg)

Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater

2. nach Pollack, Wie im Himmel
R. Tamara Korber

Augsburg, Sensemble Theater
29. Lausund, Bin nebenan
R. Jörg...

Dresden: Tal der Zukunftslosen

Die Zukunft findet nicht statt. Jedenfalls nicht im Dresdner Elbtal. Zu dieser interessanten
Diagnose kommen gleich zwei Uraufführungen des dortigen Staatsschauspiels. Glaubt man, zunächst, Konstantin Küsperts Prognose vom «ende der menschheit», die Anton Kurt Krause dort im Kleinen Haus (mit einem vergleichsweise munteren Schauspielertrio) urinszeniert hat, wird...

Provokation gelungen, Wirkung offen

Es ist unmöglich, all die Attacken und Verleumdungen der letzten Tage in diesem einen Brief aufzuzählen, aber sie stellen eine klare Missachtung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit dar», schreibt der kroatische Regisseur und Dramatiker Oliver Frljic in seinem offenen Brief an Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission. «Da Polen ein Mitglied der...