Männerdämmerung
Zum Schluss stapfen zwei alte Männer (weiß sind sie natürlich auch) durch eine finstere, mit Leichensäcken gepflasterte Ödnis. Der Grauhaarige im höfischen Kostüm fragt den noch Älteren im modernen Lederblouson, wem er denn nun seinen einzigen Sohn überantwortet habe. Der Angesprochene beglückwünscht zur richtigen Entscheidung: «Der Verwesung lieber als / Der Freiheit.» Es sind König Philipp II.
von Spanien und sein väterlicher Freund, der Großinquisitor, und es ist der zynische Nullpunkt einer familiären wie politischen Katastrophe, die der junge Schiller in seinem am Vorabend der Französischen Revolution in den Jahren 1783 bis 1787 entstandenen dramatischen Gedicht «Don Karlos» mit schmerzhafter Präzision ansteuert. Gleich wird Philipp seinen verzweifelt rebellischen, da unter chronischem Liebesentzug aufgewachsenen Sprössling der Inquisition ausliefern, der Aufstand der freiheitsliebenden flandrischen Provinzen ist bereits durch eine Strafexpedition des katholischen Hardliners Herzog Alba erstickt. Von Gottes Willen oder Rettung des Seelenheils ist dabei nicht die Rede. Es geht um pure Macht durch Gewalt und Kontrolle.
In postdemokratischer Finsternis
Am Münchner ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Silvia Stammen
Bonn, Theater
5. Projekt, Giraffentheater
R. Nadine Schwitter (Jugendclub)
Düsseldorf, Schauspielhaus
15. Kaczmarczyk, Boys don’t cry and girls just want to have fun (U)
R. André Kaczmarczyk
Duisburg, Theater
9. nach Shakespeare, Love is not Love
R. Tim Zielke (Jugendclub)
Esslingen, theater
7. Preußler, Hörbe mit seinem Freund Zwottel
R. Jonas Weber
Heilbronn,...
Man wünscht sich Kategorien, wenn man über Künstler spricht. Man möchte sagen können: Der macht Musiktheater, performt, macht Aktionskunst. Man möchte sagen können: Der ist ein Mann, die ist eine Frau. Man möchte den Künstler irgendwie fassen. Und der erste große Stein, den einem Tucké Royale in den Weg legt, wenn man versucht, etwas über seine Kunst zu sagen, ist,...
Wer ist Rieke? Unter dieser unausgesprochenenen Überschrift steht «Verzicht auf zusätzliche Beleuchtung», das neue Stück von Oliver Bukowski, das in der Regie von Stephan Rottkamp bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen als Koproduktion mit dem Deutschen Nationaltheater zur Uraufführung kam. Wer ist also diese Rieke?
Eine erste Antwort liefert Kathrin Frosch mit...
