Kütt et, wie et kütt?
Wilfried Schulz macht in der ersten Spielzeit seiner Düsseldorfer Intendanz deutlich, dass er die Diaspora-Situation des auf Ausweichspielstätten vertriebenen Schauspiels, die sich nun wohl über Jahre (mindestens bis 2020) hinziehen wird, nutzen will zur offensiven Verankerung in der Stadt. Alles will er – alle Stile, alle Publikumsschichten, alle Richtungen, alle Orte. Aber auch alles mit einer der Stadt angemessenen Noblesse und Unverbindlichkeit. So auch in den beiden jüngsten Projekten. Flüchtlingsintegration und Elitenkritik – zwei brisante Themen, elegant verpackt.
Die Bühne denkt nicht vor, der Zuschauer denkt nach – wenn er denn will.
Ein bewährtes Muster: Man nehme eine sozial und charakterlich genügend differenzierte Gruppe aus der theaterbesuchenden Mittelschicht, einen im Bewusstsein dieser Schicht mehr oder minder deutlich vorhandenen sozialen Konflikt, einen Eindringling, der den latenten Konflikt zur Entfaltung bringt, und eine Lösung, die zwar einen gewissen Schlusseffekt erreicht, aber das Problem letztlich ungelöst lässt. Die Dialoge erhalten Schärfe und Humor durch entlarvende Zuspitzungen, die aus dem Alltag wiedererkannte oder eigene Haltungen in eine belastbare ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: , Seite 19
von Gerhard Preußer
Die Paradoxie des Begriffs «aufgeklärter Absolutismus» bringt E.T.A. Hoffmann in seinem Märchen «Klein Zaches genannt Zinnober» (1819) satirisch auf den Punkt: Die Geschichte fängt damit an, dass ein Fürst per Dekret die Aufklärung einführt. Zugleich werden alle Feen als «Feinde der Aufklärung» des Landes verwiesen. Eine von ihnen rächt sich für die Schmach, indem...
Was für eine nette kleine Familie. Anton und Karin haben eine liebe Tochter und sind sehr um sie besorgt. Außerdem teilen sie klare Vorstellungen, was die Erziehung betrifft. Die Zeiten der übertrieben antiautoritären Erziehung seien inzwischen vorbei, Kinder bräuchten feste Regeln. Man ist schließlich liberal und will den Nachwuchs aufs Leben vorbereiten. Man...
Die Zukunft findet nicht statt. Jedenfalls nicht im Dresdner Elbtal. Zu dieser interessanten
Diagnose kommen gleich zwei Uraufführungen des dortigen Staatsschauspiels. Glaubt man, zunächst, Konstantin Küsperts Prognose vom «ende der menschheit», die Anton Kurt Krause dort im Kleinen Haus (mit einem vergleichsweise munteren Schauspielertrio) urinszeniert hat, wird...