Karriere einer Brezel – Das Kleine Haus in Dresden

Alle reden im Theater von Spardebatten, dabei gibt es auch das Gegenteil: neue Bühnen, große Investitionen. In den nächsten Heften stellen wir eine Reihe aktueller Theaterbauten vor; es beginnt das Kleine Haus des Dresdner Staatsschauspiels

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Ich mache da nicht mehr mit», murrte der Statiker, der das Haus seit längerem mit Argwohn beobachtet hatte, und hängte ein Vorhängeschloss an die Tür des Kleinen Hauses in Dresden. Das war im Jahr 2002. Dem Publikum war schon seit 1998 der Zutritt verwehrt. Seitdem durfte nur noch geprobt werden, doch nun war zum allgemein maroden Zustand der Gebäudesubstanz noch die akute Einsturzgefahr im Dachgebälk hinzugekommen.

Als Schank- und Speisegaststätte «Goldene Brezel» war das neoklassizistische Haus an der Neustädter Glacisstraße 1865 erbaut worden.

Das dreigeschossige, villenähnliche Gebäude bildete mit den beiden Flügelbauten eine Hofanlage mit vorgelagerter, damals etwas überinszenierter neobarocker Treppenanlage. Rückseitig schloss sich die «Tonhalle» an, eine Art Ballsaal mit Bühne und Emporen, der verschiedenen Formen der volkstümlichen Unterhaltung und Festlichkeiten diente. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen schlechtere Zeiten, und die «Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, Dresden» übernahm 1921 das Anwesen. Doch die Aufschrift «Gott ist Liebe» auf dem Bühnenvorhang verhieß nicht lange Seelenfrieden. 1941 verboten die Nationalsozialisten die amerikanisch orientierte ...

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Theater heute April 2006
Rubrik: Serie Theaterbauten, Seite 42
von Falk Jaeger

Vergriffen
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