Ins Bild setzen
Sie hat durchgehalten, und es kann nicht einfach gewesen sein: Vom 9. März bis zum 31. Mai dieses Jahres saß die Performancekünstlerin Marina Abramovic im Museum of Mo-dern Art in New York täglich während der Öffnungszeiten des Museums sieben Stunden ohne Unterbrechung auf einem einfachen Holzstuhl, sechs Tage die Woche, schweigend. Ein Exerzitium als sprichwörtliche Begleiterscheinung zu ihrer Retrospektive «The Artist Is Present».
Wenn das Publikum ab halb elf das monumentale Atrium im zweiten Stock des Neubaus betrat, saß Abramovic bereits im überlangen roten Kleid, die schwarzen Haare nach links in einem Zopf über die Schulter nach vorn gelegt, die Hände in den Schoß gefaltet. Es gab keinen Auftritt in ihr am Boden abgeklebtes Geviert, keinen Abtritt, keinen Applaus. Und das Geschehen oder besser Nichtgeschehen wurde über die Web-Site des Museums von einer starren Kamera täglich live übertragen. Vor ihr standen ein einfacher Tisch und ein zweiter Stuhl. Der Reihe nach war man eingeladen, sich ihr gegenüber zu setzen, so lange man wollte, so lange man konnte. Manche ertrugen es nur wenige Minuten, einer am fünften Tag die ganzen sieben Stunden lang. Jeder wird in einem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Inszenierung indirekt vorangestellt ist ein vielsagender Satz des Autors. «Ich bin genauso wie meine Figuren», schreibt Falk Richter im Programmheft, und man beginnt sogleich nach den Spuren zu suchen. Wahrscheinlich sind sie in allen sieben Figuren zu finden, die Richter in seinem Stück «Krieg der Bilder» in einem unübersichtlichen Medien-Kultur-Kunst-Bereich...
War er einer jener «normalen» Kollaborateure, die in den Vernichtungslagern der Nazis ihre eigene Haut retteten, indem sie Juden in Gaskammern trieben, oder gehörte er zu den Schergen, die während ihrer «Arbeit» sadistische Lust entwickelten? Darum geht es, seit Anfang der 1980er Jahre Überlebende des KZ Treblinka in John Demjanjuk jenen berüchtigten Wärter erkannt...
Der Kassandra-Spruch war noch im April gefallen. Hortensia Völckers, die Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, hatte ihn auf der Pressekonferenz zum Berliner Theatertreffen auf die Frage nach der (nicht zuletzt finanziellen) Zukunft des Festivals verkündet: «Der Faden ist gerissen.» Wer noch rätselte, ob die Verbindung zwischen Theater und Gesellschaft im...