In Wäldern und Kellern
Wald und Keller gelten gemeinhin als Orte der Unübersichtlichkeit, als Fluchträume, in denen die reglementierenden Kräfte von Staat und Über-Ich keinen Zugriff haben oder zumindest nur einen Teil ihrer Macht entfalten können als unheimliche Anziehungspunkte, an denen man in der Begegnung mit sich selbst das Fürchten lernen kann.
In München haben sich – rein zufällig kurz hintereinander – zwei Regisseure dorthin auf Recherchereise begeben: Michael Thalheimer mit Shakespeares «Sommernachtstraum» am Residenztheater und Ulrich Seidl mit einer Collage aus David-Foster-Wallace-Texten und Improvisationen an den Münchner Kammerspielen.
Galeerensträflinge im Klammergriff
Der Wald ist ein Wall, ziemlich nah an der Rampe, die Baumstämme dicht an dicht in den Boden gerammte Poller, eine Festung. Hippolyta wirft sich gleich zu Beginn dagegen, aber hier ist weder Eindringen noch Entkommen möglich, nicht einmal ein Elfenflügel passt dazwischen.
Bühnenbildner Olaf Altmann hat auf der Riesenbühne des Münchner Residenztheaters eine seiner karg-klaren Raumvisionen installiert, die keine Kompromisse machen – manchmal auf Kosten der Bespielbarkeit – und auf den ersten Blick verdichten, um was es im Laufe ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Aufführungen, Seite 28
von Silvia Stammen
Andrzej Wirth Als ich 1966 zum ersten Mal nach New York kam, suchte ich über eine polnische Stiftung eine Unterkunft. Sie hieß nach dem polnischen Ingenieur und Emigranten Jurzykowski Foundation und führte an der East 37th Street ein Haus für Literaten und Künstler. Ich wohnte dort für ein paar Monate, mit anderen notgelandeten Polen. Es war nach der Zeit in...
Jetzt geht er nach Beirut. Auch so eine Stadt, in der nach 16 Jahren Bürgerkrieg die Brachen reichlich sind. Brachen scheinen Matthias Lilienthal zu beflügeln. Und in Europa ist Berlin die Brachenstadt schlechthin, längst nicht mehr kriegs- und kaum noch wendebedingt, sondern vor allem als Folge eines einzigen Planungsdebakels: der neue Flughafen...
Wer noch vor Ende des letzten Jahrtausends Geisteswissenschaften studierte, hielt dieses gigantische, absatzlose Buch gewiss in den Händen. Ob als Seminarthema, in intensiver Einzelstudie oder studentischer Arbeitsgruppe – «Die Ästhetik des Widerstands» war Kultbuch und Pflichtlektüre. Denn hier wurde der Widerstand der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus...