Im offenen Vollzug
Was will er denn?, fragt sich nicht nur der junge Staranwalt, der diesen Aaron verteidigen soll. Eigentlich sitzt der antriebsarme Bursche daheim bei Papa und Mama ja wie eine Made im Speck, warum also hat er sich als Ort seiner Sitzblockade jetzt ausgerechnet eine Gefängniszelle ausgesucht? Gönnt der junge Mann sich gerade die erste Lebenskrise, oder weiß er noch nicht, wie man dieses merkwürdige Spiel «Leben» spielt? Eines zumindest ist sicher: Aaron gehört einer Generation an, die es sich, eingeklemmt zwischen Gier und Trägheit, auf dem Sitzsack im Kinderzimmer bequem gemacht hat.
Um da wenigstens einmal raus zu kommen, bezichtigt er sich, eine ältere Frau umgebracht zu haben. Dumm nur, dass ihm niemand glaubt.
Der Kanadier Daniel Karasik ist Schauspieler, Autor und so alt wie seine Bühnenfiguren. Unterhält man sich mit ihm, wirkt er im Gegensatz zu denen aber angenehm entspannt und auch ganz zielstrebig. Da steht einer, der nichts dem Zufall überlässt und mit seinem jüngsten Stück eine Figurenkonstellation in der Theaterwelt platziert, mit der er sein Thema pragmatisch umrunden kann. Der junge Staranwalt Stanley etwa gehört der gleichen Generation wie Aaron an und verpasst ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute November 2011
Rubrik: CHRONIK, Seite 52
von Jürgen Berger
William Shakespeares entstehungsgeschichtlich umstrittenes und kaum gespieltes Stück «Perikles» gehört dem Genre der «Romanze» an und ist eine ziemlich wilde Räuberpistole. Das Drama beginnt mit einem König, der ganz offensichtlich ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Tochter lebt; es spielt auf offenem Meer und im Puff; es gibt Verfolgungsjagden und
Piraten,...
«Rosmersholm» wird auf ewig mit einem endlos bunten Strickschal verknüpft bleiben. Dieses bedeutsame Requisit, an dessen offenem Ende die Rebekka West von Angela Winkler während der ganzen Aufführung emsig weiterstrickte, stand im Zentrum von Peter Zadeks bis zur Zermürbung betulicher Ibsen-Inszenierung 2001. Und jetzt, zehn Jahre später auf der Volksbühne: wieder...
Was von den Schauspielern bei ihrem ersten Auftritt als «futuristisches thailändisches Bühnenbild» angesprochen wird, sieht wie ein kugeliger Bungalow vom alten Visionär Buckminster Fuller aus und erinnert zusammen mit dem aufgeschnittenen Container von Chasper Bertschinger an die legendäre Prater-Wohnfront. Die sieben Akteure haben jedoch etwas für eine...