«Ich will nicht vor meiner Behinderung fliehen»

Ein Gespräch mit dem Schauspieler und Autor Peter Radtke, das vor seinem Tod im November 2020 zustande kam

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Martin Ramb Herr Radtke, Sie haben ja ungeheuer viel in Ihrem Leben gemacht. Sie sind Behindertenaktivist, Schriftsteller und Schauspieler. Fühlen Sie sich zu einer dieser Berufsbezeichnungen besonders hingezogen und könnten Sie Ihre Hauptaufgabe nennen? 
Peter Radtke Früher hätte ich vielleicht Schauspieler gesagt. Aber dadurch, dass ich nicht mehr auf der Bühne stehe, hat sich wohl der Schriftsteller durchgesetzt. Rentner auf alle Fälle nicht.

 

MR Sie spielen seit 1981 professionell Theater an Privatbühnen und in den großen Häusern des deutschsprachigen Raums. Sie hatten jedoch keine Schauspielausbildung im üblichen Sinne, sondern waren Autodidakt. Ihr ganzes Leben scheint sehr stark autodidaktisch geprägt zu sein, denn auch Ihre Schulausbildung lief anders als gewöhnlich ab. Wie sah Ihre Schulzeit aus? Waren Sie überhaupt auf einer «normalen» Schule? 
Radtke Was ist eine «normale Schule»? Also auf einer Grund- und Hauptschule war ich nicht. Da hatte ich Privatunterricht. Danach bin ich auf eine Fremdsprachenschule gegangen. Das war zwar eine richtige Schule, aber eigentlich war ich dafür noch zu jung. Und dann war ich im Abendgymnasium Regensburg. Natürlich sind das dann ...

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Theater heute März 2021
Rubrik: Inklusion, Seite 35
von Martin Ramb

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