Hübsche Dreckswelten
Was für eine Wiederentdeckung! Hans Henny Jahnns letztes Theaterstück «Der staubige Regenbogen» strotzt nur so vor dystopischen Visionen und visionären Motiven: Es geht um die menschliche Fähigkeit, sich durch Wissenschaft und nukleare Technik selbst auszulöschen, um Fortschritt durch Kolonialismus und Krieg, um medizinische Experimente und künstliche Intelligenz; nebenbei werden Generationenkonflikte und queere Lebensentwürfe verhandelt.
Im Zentrum stehen der Atomphysiker und Vernunftmensch Jakob Chervat und seine Familie; Chervat wird, als er erfährt, dass eine Explosion in seiner Einrichtung 8000 Tote statt der offiziell behaupteten 78 gefordert hat, vom loyalen Wissenschaftler im Dienste des kriegstreiberischen Regenten Sarkis zum Gegner seiner eigenen Forschung; obendrein sind sein Sohn Elia und seine schwangere Frau Jeanne direkt von Strahlungsfolgen betroffen. Ein Wahnsinnsfund also, aber auch: Was für Dialoge, welch verdruckst-schwärmerische Sexualität, was für ein merkwürdiges Frauenbild! Hier sagen Männer zu Männern Sätze wie «Als noch die Schulbank unsere Schenkel drückte, haben wir einander geliebt», und Mütter zu Söhnen «Ich habe Gewalt über mich. Ich habe den Ausweg ...
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Theater heute März 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 19
von Eva Behrendt
Im Grunde ist das Theater Meiningen ein klassizistisches Resultat von deutscher Kleinstaaterei und Geltungssucht. Das Große Haus, 2010 komplett saniert, mit seinen sechs prunkvollen ionischen Säu -len, gelegen in einem Park mit originalen Fake-Ruinen, ist eigentlich viel zu groß für die 25.000-Einwohner-Stadt im Thüringer Wald. Weitab von jeder Metropole hat...
Bereits im September 2021 veröffentlichte die österreichische Tageszeitung «Der Standard» einen Artikel, in dem von einem «erfolgreichen heimischen Theater- und Filmschauspieler» die Rede war, der Darstellungen von Kindesmissbrauch horten soll. Seine Ex-Lebensgefährtin habe ihn angezeigt, er soll sie während ihrer Beziehung zudem körperlich attackiert und verbal...
Im November 2022 hob der Woiwode der Region Masowiens, Konstanty Radziwiłł, die Anordnung des Warschauer Präsidenten Rafał Trzaskowski über die Ernennung der Theaterregisseurin Monika Strzepka zur Leiterin der größten Bühne der Stadt, des Teatr Dramatyczny, auf. Seine Entscheidung sorgte für Aufruhr in der polnischen Theaterlandschaft und löste hitzige Debatten in...
