Geheime Bindung
Belästigung, Erniedrigung, Psycho-Spielchen und sexuell übergriffiges Verhalten abseits der Bühne: So lauteten die Vowürfe, mit denen Jan Fabre von einer Gruppe ehemaliger Mitglieder seiner Antwerpener Kompanie Troubleyn in einem offenen Brief konfrontiert wurde, der im belgischen Kunstmagazin «Rekto:Verso» erschien.
Unmittelbarer Auslöser des Protestschreibens war ein Fernseh-Interview, in dem Fabre ausdrücklich betont hatte, solcherlei Verhalten niemals an den Tag gelegt zu haben, wenngleich er einräumte, dass zwischen Kompanieleiter und Performer:innen durchaus eine Art «geheimer Bindung» bestehe.
Auch wenn es in der Folge zu überfälligen Kurskorrekturen bei Trobleyn kam, war der Kollaps der Kompanie nicht mehr aufzuhalten. Fabre selbst verschwand gänzlich von der Bildfläche, ließ aber durch einen Sprecher seine Unschuld beteuern – Worte, deren Wahrheitsgehalt ein beträchlicher Teil der flämischen Kunstszene anzweifelt.
Doch nicht nur einzelne Kunstschaffende kehren dem 62-jährigen Kompanieleiter den Rücken. Auch führende Kultureinrichtungen wie das Antwerpener Kunstzentrum deSingel, mit dem Fabre über Jahre als Associate Artist zusammenarbeitete, hat inzwischen dessen ...
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Theater heute November 2021
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Pieter T'Jonck
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