«Fünf unfassbar lehrreiche Jahre»
Andreas Klaeui Zum Einstieg bitte ich Sie, alle eine Arbeit aus den letzten fünf Jahren zu benennen, die für Sie wichtig ist, ohne Scheu vor Auslassungen – es darf auch eine eigene sein –, und in einem Satz zu sagen, warum sie für Sie relevant ist.
Nicolas Stemann Es fällt mir schwer, mich festzulegen. Es gab in diesen fünf Jahren so viele interessante Erlebnisse, mit eigenen Arbeiten und denen von anderen. «Biedermann» war toll oder auch die Märchen – ich habe zum ersten Mal richtige Theaterstücke geschrieben.
Aber wenn ich muss: Für mich ist «Riesenhaft in Mittelerde» eine wichtige Produktion, weil sie noch einmal eine ganz neue Arbeitsweise gefordert hat. Das war gelebte Diversität und Inklusion, hat generationenübergreifend, herkunftsübergreifend, bildungsübergreifend Publikum erreicht. Es war künstlerisch unglaublich fruchtbar und hat enorm viel Spaß gebracht. Es gibt die Produktionen, von denen man weiß, so was erlebt man alle zehn Jahre: Das ist diese Produktion.
Suna Gürler «Bullestress» war für mich ein Meilenstein. Dank der Heftigkeit und Dringlichkeit des Themas – rassistische Polizeigewalt in der Schweiz – kam der Betrieb nicht umhin zu akzeptieren, dass ...
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Theater heute Juli 2024
Rubrik: Bilanz, Seite 22
von Andreas Klaeui
Aus der Zukunft auf die Gegenwart zurückzu -blicken, kann beruhigend wirken – nach dem Motto: zum Glück haben wir das hinter uns gelassen! –, aber auch die Depression verstärken, wenn man sieht, dass es womöglich nicht viel besser gekommen sein wird. Warum also all der K(r)ampf?
Es ist ein zorniger Blick zurück, den Sibylle Berg in ihrem Stück «In den Gärten oder...
In den sehr lesenswerten Studien zu Praktiken der Evidenzproduktion im 17. Jahrhundert (Jan Lazardzig et al., 2006) wird der im sächsischen Kurfürstentum geborene und aufgewachsene Gottfried Wilhelm Leibniz mit seiner «Spektakel Akademie» zitiert, in der er Mathematiker, Musiker, Bildhauer, Ingenieure, Scharlatane oder Dichter für öffentliche Experimente, Komödien,...
Hat man schon einmal eine Nora gesehen, die derart souverän von heute auf das merklich in die Jahre gekommene Emanzipationsdrama blickt und sich dabei trotzdem in aller Lässigkeit vor den Verdiensten des alten Ibsen verneigt? Die einerseits so zielsicher aufspürt, was an der «Puppenheim»-Story inzwischen wirklich von gestern ist und andererseits mit derart...