Freund:innen laden ein
Menschen am Theater betonen oft, dass sie Vielfalt lieben und Diskriminierungen hassen. Trotzdem ist der Vorwurf nie ganz aus der Welt, nicht alle, die wollten und könnten und sollten, würden vom öffentlichen Theater auch zugelassen als Mitarbeitende oder Künstler:innen. Und natürlich stimmt es. Das professionelle Theater ist ein Produktionsbetrieb mit handverlesenen, wenn auch relativ häufig wechselnden Mitarbeiter:innen, die – zum Glück, sonst bliebe es ein Hobby für Andersfinanzierte – für ihre Arbeit bezahlt werden.
Trotz aller inklusiv-basisdemokratischen Ideen der Öffnung, die von Theaterschaffenden oder Institutionskritiker:innen geäußert werden, ist es keine (scheinbare kostenlose) TikTok-ähnliche Präsentationsplattform für alle, die der Welt etwas/sich selbst zeigen wollen (und über die entsprechenden Produktionsmittel – Internetzugang, Smartphone, freie Zeit etc. – verfügen).
Wie jede andere Organisation unterscheidet sich ein öffentlich finanziertes Theater durch seine spezifischen Zwecke, Mitglieder und Hierarchien von seiner Umwelt, möchte und muss aber mit eben dieser Umwelt in Beziehung treten. Ohne diese Unterscheidung von der Umwelt, der «Gegenwart», der ...
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Theater heute Juni 2023
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Anna Volkland
Wenn das Telefon klingelt, ist der Spaß vorbei. Dann ist Rom in der Leitung, die Pflicht ruft. Immerhin leben Antonius und Kleopatra noch im Zeitalter der Wählscheibenapparate mit Kringelschnur, die Erreichbarkeit bleibt also überschaubar. Sonst würde Shakespeares Plot auch in sich zusammenbrechen, der zwischen Äypten und Rom zwei Welt- und Menschenbilder...
Verhörraum oder Orakel? – An beides denkt man bei der seltsamen achteckigen Zelle, die Theresa Scheitzenhammer für Ayse Güvendirens jüngste Regiearbeit in den Werkraum gestellt hat, mit einem Boden aus Luftschachtgitter und vier Wandteilen, die auch als Projektionsfläche dienen, darüber ein Fries mit rot leuchtender Handschrift, die mal «sagen sie» und mal «sag...
Man blickt in das Innere eines schwarzen Müllsacks. Dichte, durchhängende Planen kleiden den Bühnenraum des Gorki aus. Im Sack liegen zwei stilisierte Scheißhaufen, die aussehen, als stammten sie aus einem 3D-Drucker. Fünf androgyne Wesen stolpern etwas unbeholfen hinein. Sie tragen weiß, schwarz, lila, kantige Schulterpolster. In ihren Raumfahrt-Anzügen sehen sie...