Freiheit in der Entscheidung, Verantwortung in der Konsequenz

Azar Mortazavi, deutsch-iranische Autorin des nach Mülheim eingeladenen Stücks «Ich wünsch mir eins», schreibt über selbstbewusste Träumerinnen und hallodrihafte Vaterfiguren. Ein Porträt

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Fremdheit ist ein Kapital. Dass so wenige es nutzen, liegt vermutlich an der Angst, die es begleitet. Angst vor Ablehnung und Aggression durch andere, die so tun, als hätten sie eine sichere Heimat, Nation und Identität, ihren Kiez und einen unverbrüchlichen Status als Daseier, den sie gegen die Neuankömmlinge verteidigen müssen. Diese Atmosphäre der Bedrohlichkeit durch das Eingesessene verhindert es wahrscheinlich, dass der Fremde die große Faszination seines Andersseins richtig einschätzt.

Denn eigentlich ist das Recht auf Neugier eine Art Verfassungspräambel der kapitalistischen Lebensart und müsste dem Fremden eher hilfreich sein. Aber wenn die Neuen einem im Flur, in der Stammkneipe oder auf dem Amt begegnen, dann lässt man sie eben lieber ihren verminderten Status der Bedürftigkeit spüren.

Auch Azar Mortazavi ist fremd. Fremd im Wedding. Sie kam auf der Suche nach einer billigen Wohnung hierher, als sie schwanger war und mit ihrem Freund zusammenziehen wollte. Doch das raue Klima, die Grobheit untereinander, die in dem alten West-Berliner Arbeiterstadtteil herrscht, empfindet sie als sehr belastend. Vielleicht auch, weil sie immer schon sensibel für praktizierte Ausgrenzung ...

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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Akteure, Seite 28
von Till Briegleb

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