Frankfurt: Verlebte Träume, verwünschtes Leben
Am 24. und 31. Mai, 1. und 5. Jini 2017 in Frankfurt.
Nun hat der Theatermaler Andreas Kriegenburg sein vorerst letztes Märchen für Frankfurt gefertigt. Hat seine hübschen Schauspieler*innen in pastellfarbene, lichte Kostüme gesteckt und vor eine pittoresk angewitterte Remise gestellt. Man spielt Patrick Marbers «Drei Tage auf dem Land» nach «Ein Monat auf dem Lande» von Turgenjew, etwas Russisches also von heiterer Melancholie und abgründigem Schmerz, das von Kriegenburg aber ziemlich universal angepackt wird.
Es geht um Liebe, um die kommende und die gehende, um diese, die man immer verfehlt, und jene, die man immer vermisst.
Die schöne Natalja hat Arkadij (Isaak Dentler) geheiratet und ist mit ihm aufs Land gezogen, dort suhlt sie sich in Langeweile und macht allem schöne Augen, was welche hat. Franziska Junge gibt sie als entriegeltes Biest, das gurrt und zärtelt, stänkert und röhrt. Nur Zwischentöne, die kennt sie nicht. Sie hat Rakitin zu sich bestellt, den Jugendfreund ihres Gatten, der sich auch einst in die Schöne verliebte und sie immer noch begehrt. Um dieses Wiedersehen herum drapiert sich eine üppige Entourage aus dem üblichen Personal und Bekanntschaften, die alle ihr eigenes Unglück spazieren führen.
Stark ist dieses ...
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Theater heute Mai 2017
Rubrik: Chronik, Seite 65
von Esther Boldt
Der Flüchtling ist meist Objekt. Ein Problem, das gelöst werden muss. Eine Zahl. Ein Kostenpunkt. Ein Punkt. Nie ein Komma. Weil er nicht mehr wegzudenken ist, muss er Ding bleiben. Es gibt ein Leben nach der Flucht. Doch die Flucht wirkt fort, ein Leben lang. Unabhängig von den jeweiligen individuellen Prägungen, von Schuld, Bewusstsein, Absicht, Sehnsucht. Der...
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Im Programmheft zu Michael Thalheimers Hamburger Inszenierung des «Zerbrochnen Krugs» wird er ausführlich zitiert, Kleists Aufsatz «Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden». Tatsächlich zeugen ja in keinem anderen Kleistschen Werk Worte so hemmungslos Worte, aus denen Gedanken werden, oder auch mal: Lügen. Wenn Frau Marthe die Wörter auf den Kopf...