Festivals: Freispruch mit Fragezeichen
Seit 100 Jahren gibt es die Salzburger Festspiele, seit 90 Jahren gibt es ihr charakteristisches Logo. Vor goldenem Hintergrund zeigt es eine antike Theatermaske, die Silhouette der Festung Hohensalzburg und die rot-weiße Flagge des Landes Salzburg. Das 1931 erstmals verwendete Logo geht auf ein Plakat zurück, das die damals 24-jährige Künstlerin Leopoldine «Poldi» Wojtek 1928 gestaltet hat.
Letztere hat das Logo zuletzt in Verruf gebracht: Wie die von der deutsch-österreichischen Malerin Konstanze Sailer betriebene Website Memory Gaps im Sommer 2018 thematisierte, ist die politische Vita Wojteks höchst fragwürdig. Sie war mit einem SS-Offizier und Nazi-Funktionär verheiratet, illustrierte NS-Propagandabücher und lebte in einer «arisierten» Villa bei Salzburg, deren Vorbesitzerin die von den Nazis verfolgte und 1942 ermordete jüdische Malerin Helene von Taussig gewesen war. Die Frage lautete nun: Brauchen die Festspiele ein neues Logo?
Für die Entscheidungsfindung holten sich die Festspiele wissenschaftliche Unterstützung und gaben zwei Gutachten in Auftrag, ein zeitgeschichtliches und ein kunsthistorisches; die Expertisen liegen jetzt als 120 Seiten starke Broschüre vor («Das ...
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Theater heute Januar 2021
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Wolfgang Kralicek
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Weil im Theater das Handy aus ist.
Weil ich andere atmen höre.
Weil wir den Atem gemeinsam anhalten.
Weil wir zusammen still sind.
Weil wir zusammen Hormone ausschütten.
Weil man sich leichter in Menschen verliebt, mit denen man Hormone ausgeschüttet hat.
Weil ich im Theater über etwas weinen kann, das mit mir nichts zu tun hat.
Weil ich im Theater nicht einsam...