Festival: Das rote Huhn und die Revolte
Wir wissen wirklich wenig; wie stark sich die Annäherung zwischen den Kontinenten mittlerweile auch entwickelt haben mag. Wenn dann aber auf Festivals hierzulande Theatersprachen und Inszenierungsstile ins Blick- und Hör-Feld geraten, die nicht unübersehbar in näherer Nachbarschaft stehen, stellt sich die Frage immer wieder neu: nach dem Fremden und nach dem Vertrauten. Der örtliche Echoraum einer Stadt kommt verstärkend hinzu.
Wie geht das Theater um mit extrem autoritären, radikal neoliberal und tendenziell extrem kulturfeindlich orientierten Polit-Strukturen, wie mit Systemen, deren demokratische Strukturen gerade wieder massiv in Frage gestellt werden? Was kann die Kunst, was soll das Theater wollen, wenn übermorgen wieder ein mehr oder weniger gut getarnter Putsch der Demokratie das Fundament entziehen kann – wie es im vorigen Jahr ausgerechnet bei den langjährigen weltpolitischen Musterknaben in Brasilien geschah? Was wissen wir vom Macri-Regime in Argentinien, was von den noch lange nicht verheilten Wunden nach Bürgerkrieg und Militärdiktatur in Chile und Peru, was von der über Jahrzehnte anhaltenden Allgewalt der Drogen-Kartelle in Kolumbien? Wie gesagt: wenig.
Ilona ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Michael Laages
Wilfried Schulz macht in der ersten Spielzeit seiner Düsseldorfer Intendanz deutlich, dass er die Diaspora-Situation des auf Ausweichspielstätten vertriebenen Schauspiels, die sich nun wohl über Jahre (mindestens bis 2020) hinziehen wird, nutzen will zur offensiven Verankerung in der Stadt. Alles will er – alle Stile, alle Publikumsschichten, alle Richtungen, alle...
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Sie ist wie ein sinkendes Schiff, diese Familie Tyrone. Ein Ozeandampfer, ehemals pracht- und hoffnungsvoll, der nun mit Schlagseite im Wasser hängt. Vater James ein abgehalfterter Tourneeschauspieler, Sohn Jamie im Dauersuff, Mutter Mary an der Nadel und das längst erwachsene Nesthäkchen Edmund mit unheilvollem Bluthusten. Bühnenbreit und meterhoch haben Armin...