Eskapismus im Erdreich
Es summt und brummt in allen Ecken des Hauses, als seien seine Wände selbst lebendig geworden. In einer Ecke werden Messer geschmiedet, in der nächsten wird musiziert, dort plätschert Wasser durch ein Pflanzenbewässerungssystem, da sitzt eine Reihe von Menschen versunken an einem Tisch, jede*r für sich ein Video schauend. Die Maulwürfe sind eingefallen am Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm, vor dem nun ein Schild steht: «Welcome to Caveland!».
Drei Wochen lang hat hier ein «Festival für subterrane und geheime Lebensweisen» zum Einsteigen in andere Welten eingeladen – und damit auch zur Reflexion unserer Weltbilder und -repräsentationen.
Überschaubare Fantasien
Das Zentrum des Eskapismus: Philippe Quesnes Inszenierung «Die Nacht der Maulwürfe», die im letzten Jahr in Brüssel uraufgeführt wurde und nun erstmals in Deutschland gezeigt. Weil es darin um das geheime Leben im Untergrund geht, hat der Mousonturm ein Programm aus Installationen, Vorträgen und Performances gestrickt, die alternative Realitäten, Handlungs- und Imaginationsspielräume erkunden. In ein Foyer hat beispielsweise der Bildende Künstler und Performer Ibrahim Quraishi ein Ökosystem gebaut: Wasser tropft und rinnt ...
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Theater heute Juni 2017
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Esther Boldt
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