Enis Maci: WÜST

oder Die Marquise von O. & Faster, Pussycat, Kill, Kill! nach Kleist/Meyer © Suhrkamp Theater Verlag 2021

Theater heute - Logo

Durch die Wiederholung der Gefahr gewöhnt man sich an sie.
I Ging

 

PERSONAL
DIE PUSSYCATS: Varla – W1 Rosie – W2 Billie – W3

DIE ITALIENISCHE FAMILIE: Marquise Julietta von O-Punkt –W4 Vater – M1 Mutter – M2 Graf – M3 

AUSSERDEM: Hebamme = W1 Arzt = M3

DIE WÜSTENFAMILIE: Vater – M1 Gemüse – M2 Kirk – M3

AUSSERDEM: Barista (STIMME, M)

 

0.

violence

Varla willkommen in der gewalt 
Billie willkommen bei den worten 
Rosie und den taten die aus ihnen folgen 
Billie nicht unweigerlich 
Rosie aber trotzdem 
Varla lassen wir uns verschlingen 
Billie verschlingen wir uns 
Varla befriedigung unmöglich 
Rosie befriedung unmöglich 
Pussycats guckt mal das sind ja wir: in weiche haut geschlossene von frauenduft umnebelte nachgiebig-unnachgiebige körper seidige oberflächen mehr nicht 
Billie reicht ja auch 
Rosie guckt mal wie wir unser ende finden und unsre meisterin 
Billie wie aus unsrer asche eine adlerin geboren wird natural born killer in einer mäuschenwelt 
Pussycats wir könnten jede sein wir sind nicht jede wir betreten das paradies von seiner rückseite her wir: das dunkel das vom licht zerfetzt wird das ist ein schöpfungsmythos 
Varla guckt mal ganz genau hin: wie es dazu kam

1. die ...

ENIS MACI, geboren 1993 in Gelsenkirchen, studierte Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Kultursoziologie an der London School of Economics. Während der Spielzeit 2018/19 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Nach «Lebendfallen», «Mitwisser», «Autos», «Bataillon» und «Wunde R» ist «Wüst» ihr sechstes Theaterstück. 2020 erhielt sie den Literaturpreis Ruhr für ihren Essayband «Eiscafé Europa».

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 100
von Enis Maci

Weitere Beiträge
Alles wagen

Hatten seit Beginn der Intendanz von Shermin Langhoff jemals zwei Schauspielerinnen, weiß wie Schneeflocken, die Bühne für sich allein, begleitet nur von einem ebenfalls weißen Harfenisten? Das Team um die erstmals am Maxim Gorki Theater inszenierende Regisseurin Leonie Böhm hat den Bruch mit der postmigrantischen Normalität am Haus dick unterstrichen: Svenja...

Die Verwandlung

Wie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen steht sie da, diese Marquise von O. Steht auf der Bühne wie bestellt und nicht abgeholt. Fest klammert sie ihre Hände an ihren Reifrock, während drei eigenwillige Ladies katzenhaft um sie herumstreifen. Abfällig wissend erzählen sie die Kleistsche Novelle aus dem Jahre 1808, die Geschichte von «julietta marquise von...

Geheime Bindung

Belästigung, Erniedrigung, Psycho-Spielchen und sexuell übergriffiges Verhalten abseits der Bühne: So lauteten die Vowürfe, mit denen Jan Fabre von einer Gruppe ehemaliger Mitglieder seiner Antwerpener Kompanie Troubleyn in einem offenen Brief konfrontiert wurde, der im belgischen Kunstmagazin «Rekto:Verso» erschien. Unmittelbarer Auslöser des Protestschreibens war...