Eine halbe Million Gedanken in einer Stunde
In der Höhe» ist ein Gasthof oberhalb von Salzburg in der Nähe der Irrenanstalt, in dem ein Gerichtssaalreporter und Aushilfslehrer am Mozarteum, der eine vage Ähnlichkeit mit Thomas Bernhard besitzt, mit der Vorstellung des Selbstmords experimentiert. Er macht einen Retttungsversuch im Schreiben und notiert die Elemente, aus denen er zusammengesetzt ist: sein Hund, die Menschen seiner Umgebung und sein verunglücktes Ich.
Der Gerichtssaalreporter, der häufig Leichen zu sehen bekommt, entnimmt seinem Alltag eine naheliegende Fantasie: Er ahmt das Denken eines Sterbenden nach, der durch Fremdeinwirkung zu Tode gekommen ist und in der ihm noch verbleibenden knappen Frist herausbekommen möchte, was ihm zugestoßen ist und welche Ursachen es dafür gibt. Das unmittelbar bevorstehende Ende befreit das Denken aus seinen Zwängen und konzentriert es auf die Aufgabe der Wahrheitsfindung. Das Material wird im Flug gesichtet, jedes Detail ist ein Beweisstück, jeder nicht zielführende Gedanke wird abgebrochen, es gibt nur kürzeste Denkwege.
«In der Höhe, Rettungsversuch, Unsinn», das letzte Buch, das Thomas Bernhard veröffentlicht hat, ist ein Fragment seines ersten Romans «Schwarzach – ...
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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 158
von Karl Baratta
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