Ein Lachgas der Zukunft anmischen
Politisches Theater – dies bestätigen aktuelle Festivals, die Positionen zeitgenössischer Dramatik eine Plattform geben wie der Heidelberger Stückemarkt oder das Münchner Festival «Radikal jung» –, politisches Theater kommt derzeit eher nicht aus Deutschland, sondern aus dem Ausland. Aus den Ländern des arabischen Frühlings etwa, in denen das Theater als Sprachrohr der jungen und höchst labilen Demokratie dient oder solchen wie Ungarn, in denen diese junge Demokratie schon wieder im höchsten Maße bedroht ist.
Hierzulande wird dagegen immer wieder geklagt und gejammert über mangelnde Welthaltigkeit und Relevanz der neueren deutschen Dramatik, über fehlende Tiefe, Allgemeingültigkeit und eine allzu niedrige Halbwertzeit. Sattsam bekannt ist das Lamento über Privatismus und Innerlichkeit, über die versponnene Philosophistik und den raunenden Romantizismus der jungen Stückeschreiber. Poetische Überhöhung einer allzu erfahrungslosen Lebenswirklichkeit und gediegenes dialogisches Kunsthandwerk – mehr scheint man von den dichtenden Empfängern staatlicher Transferleistungen nicht erwarten zu können, die das Theater als vergleichsweise durchlässigen Ort einer diffusen Kreativität für sich ...
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Theater heute August/September 2012
Rubrik: Neue Stücke, Seite 34
von Christopher Schmidt
Erst vor Kurzem beschäftigte das Stuttgarter Staatsschauspiel sich en passant mit Albert Camus’ «Die Gerechten» (1949). Im nahe gelegenen Tübingen folgte jetzt mit Jean-Paul Sartres «Die schmutzigen Hände» (1948) das nächste Stück rund um die Frage, ob der politische Mord zur Durchsetzung hehrer Ideale gerechtfertigt sei. In beiden Fällen greift ein mit linken...
Wahrscheinlich wäre Ernst Schumacher einverstanden gewesen, wenn man ihn als «stur» bezeichnet hätte, und zwar in der oberbayerischen Lesart des Begriffs. Also eher hartnäckig und zäh als dogmatisch; eher unbeirrbar und störrisch als ideologisch, wobei es zwischen den semantischen Feldern durchaus Überschneidungen gibt.
Er stammte aus bäuerlich katholischen...
Jetzt geht er nach Beirut. Auch so eine Stadt, in der nach 16 Jahren Bürgerkrieg die Brachen reichlich sind. Brachen scheinen Matthias Lilienthal zu beflügeln. Und in Europa ist Berlin die Brachenstadt schlechthin, längst nicht mehr kriegs- und kaum noch wendebedingt, sondern vor allem als Folge eines einzigen Planungsdebakels: der neue Flughafen...