Die zwei Enden der Wurstigkeit
PR-Profis würden wahrscheinlich resigniert in sich zusammensacken angesichts der halsbrecherischen Wege, die Frank Castorf – Langzeit-Ikone der zwischenzeitlich ins Schlingern geratenen Avantgarde-Marke Volksbühne Berlin – imagetechnisch so beschreitet. Anfang des Jahres – Castorf hatte gerade seinen Intendanten-Vertrag bis 2016, mithin ins Rentenalter hinein, verlängert – hockte in seiner Kleist-Inszenierung «Die Marquise von O...
» der Schauspieler Sylvester Groth als mauliges Castorf-Alter-Ego auf der Bühne und stöhnte wiederholt in Bert Neumanns Biedermeier-Mobiliar hinein, wie grauenvoll sich die Vorstellung anfühle, hier sage und schreibe noch bis 2016 hausen zu müssen – und das, wo nicht erst seit gestern alles «so sinnlos geworden» sei. Strafverschärfend wurde dazu – nicht das einzige konzeptionstragende Déjà-vu aus glorreichen Uralt-Volksbühnen-Zeiten – Kartoffelsalat mit extra schlaffen Würstchen verzehrt.
Diese, sagen wir mal, über mehrere Stufen hinweg mindestens stark vermittelte Ironie ist nicht nur nicht jedes Imageberaters oder Marketingexperten Sache, sondern setzt definitiv auch beim Durchschnittszuschauer eine gewisse Bereitschaft zur Selbstkasteiung voraus. Was ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Theater des Jahres, Seite 116
von Christine Wahl
Es ist riskant, als Regisseur über Schauspieler zu schreiben, mit denen man gerne weiter arbeiten möchte. Das soll schon zu Trennungen geführt haben. Andererseits ist die Gefahr groß, dass das Geschriebene leicht austauschbar wirkt, so wie jeder noch so persönlich gemeinte Liebesbrief letztlich verwechselbar klingt. Und einem Menschen wie Jana Schulz, der sich in...
Ein alter Mann und ein Mädchen begegnen sich in einer Bar. George, der sehnsüchtige Trinker, erliegt dem Blick der jungen Leila, der in seinen Augen die andere Seite der Welt erreicht. Die Amour fou nimmt ihren Lauf: Leila will weit weg gehen – und bei ihm liegen bleiben. Sie ist eine Prinzessin für George, die Möglichkeit, neu zu beginnen, aber vor allem der...
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund, was aber auch als subtiler Hinweis darauf verstanden werden kann, dass Geben und Nehmen kompliziert sind, denn zur Gabe gehört die angemessene Erwiderung: Genügt ein Lächeln? Muss mein Gegengeschenk den Wert des ersten womöglich übersteigen? Verpflichtet es mich vielleicht sogar ein Leben lang?
Hier...