Die Wahrheit ist das, woran jeder glaubt
Am Nachmittag des 15. August berühren sich auf dem Peetri Plats in Narva zwei unterschiedliche soziale Choreografien im öffentlichen Raum – zwei performative Inszenierungen von «Grenze». Zur Eröffnung der dritten Ausgabe des Vabaduse, sprich: Freiheits-Festivals führt die pakistanische Kompagnie Nulljohn ihre Tanz-Performance «The Zero Line» auf, umgeben von neugierigen Zuschauer:innen. Direkt daneben staut sich die Menschenschlange, die am Grenzübergang Narva – Ivangorod auf die Einreise nach Russland wartet, mit Koffern, Taschen und Kinderwägen.
Die Brücke über den Grenzfluss Narva – die ironischer Weise immer noch «Дружба, Druschba, Freundschaft» heißt –, ist mittlerweile der einzige offene Grenzübergang im Norden Estlands. Sie ist allerdings nur noch zu Fuß und zwischen 7 und 22 Uhr begehbar, die Wartezeit am Grenzposten ist lang (mit fünf Stunden muss man rechnen) und die Schlange politisch gewollt: Auch eine kurzfristige Schließung der Grenze behalten sich die estnischen Behörden vor. Hier ist der äußerste östlichste Punkt der Europäischen Union, ihre Außengrenze zu Russland.
Dagegen ist «The Zero Line» nur Theater. Allerdings eines, das seinerseits nah an der Wirklichkeit ...
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Theater heute Dezember 2025
Rubrik: International, Seite 54
von Anja Quickert
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