Die Verwandlung
Wie ein zerbrechliches Porzellanpüppchen steht sie da, diese Marquise von O. Steht auf der Bühne wie bestellt und nicht abgeholt. Fest klammert sie ihre Hände an ihren Reifrock, während drei eigenwillige Ladies katzenhaft um sie herumstreifen. Abfällig wissend erzählen sie die Kleistsche Novelle aus dem Jahre 1808, die Geschichte von «julietta marquise von o-punkt». Oder zumindest das, was Enis Maci davon übrig gelassen hat.
In ihrem Stück «WÜST oder die Marquise von O.
– Faster, Pussycat, Kill, Kill!» verschränkt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Handlung und Figuren aus dem Kleist-Text mit Russ Meyers Schwarzweißfilm aus dem Jahre 1967. Nahezu reibungslos gelingt Maci die Verknüpfung zu einem schlüssigen Mashup. Dafür lässt sie die drei Pussycats – im Film sind es rattenscharfe Stripperinnen – auftreten und die Geschichte der Marquise von O. mit ironisch-kritischem Unterton in eine (nicht nur) sprachliche Gegenwart holen. Aus ihren Impulsen und letztlich aus ihrer Asche, so versprechen sie gleich zu Beginn, wird «eine adlerin geboren / natural born killer / in einer mäuschenwelt». Unerschrocken und mit einer klaren feministischen Botschaft lässt die Autorin die drei Pussycats ...
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Theater heute November 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 52
von Katrin Ullmann
Die Theaterzeitschrift im 62. Jahrgang
Gegründet von Erhard Friedrich und Henning Rischbieter
Herausgeber Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
Redaktion
Eva Behrendt, Franz Wille (V.i.S.d.P.)
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