Die Mischung macht’s

Von 2019 bis 2025 hat Sonja Anders das Schauspiel Hannover entschieden diverser und weiblicher aufgestellt – und ein breites Publikum umarmt. Ein Rückblick

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Der Titel der allerletzten Premiere klingt wie ein schlechter Witz, lässt ein doofes Wortspiel ahnen. «Sex» lautet dieser, «Sex» wie sechs Jahre Intendanz? Doch höchstvermutlich wurde auch dieses Mal, wie so oft, Sex mit Liebe verwechselt. Denn Liebe will man dem Hannoveraner Publikum zum Schluss noch mal geben.

Inhaltlich aber geht es um Sex, und zwar in drei Teilen: «Kurze Interviews mit fiesen Männern» von David Foster Wallace, in der Regie von Friederike Heller, «Wir kommen» des Kollektivs Liquid Center, inszeniert von Ronny Jakubaschk, und «Sex Play» von Patty Kim Hamilton, auf die Bühne gebracht von Stephan Kimmig. In allen Stücken geht es um feuchte Fantasien und heimliche Begehrlichkeiten, um vermasselte Dates und trickreiche Masturbation.

Der Abend ist eher locker plaudernde Gala als künstlerisch anspruchsvolle Inszenierung, das Setting eine Showbühne mit langen, himbeerroten Vorhängen (Bühne Sabine Kohlstedt), die Texte von belanglos über anekdotisch bis hemmungslos empowernd. Das gesamte Ensemble ist dafür ein letztes Mal auf der Bühne zu sehen, mal in Leggins, mal mit Zylinder, mal in Glitzer oder mit üppigen, krausen Vulva-Krägen (Kostüme Sabine Kohlstedt / Anne ...

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Theater heute August-September 2025
Rubrik: Bilanzen, Seite 49
von Katrin Ullmann

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