Die Frau als Nebenfigur
Popeye, der Seemann, raucht Pfeife, ist tätowiert und hat mehr Kinn als Gesicht. Dank des Spinats aus der Dose wachsen ihm Muskeln, von denen selbst die fleißigsten Bodybuilder in den Fitnesstempeln nur zu träumen wagen – Popeye, das ist geballte Männlichkeit pur. Seit 1929 macht er die Weltmeere sicher, rettet seine Olivia oder kämpft gegen «Japanazis». In Sivan Ben Yishais neuem Stück «Liebe/Eine argumentative Übung» werden der Comic-Held und vor allem seine Freundin Olivia Öl zur Blaupause für eine moderne Partnerschaft.
Auch Popeye 2019 ist ein männlicher Mann: Gerne sitzt er so breitbeinig da, dass er gleich zwei Plätze im Zug braucht, und er kann nicht nachvollziehen, warum sein Pfeifenqualm die Leute stören könnte, aber: Er ist «unkompliziert, optimistisch und alle liebten ihn». Denn Popeye ist Feminist, er will Filmregisseur werden und träumt von einem Segelturn auf den Weltmeeren. Er liebt seine Freundin Olivia, behandelt sie mit Respekt und bewundert sie dafür, dass sie eine erfolgreiche Schriftstellerin ist. Aber. Aber? Um dieses Aber und um den entscheidenden Perspektivwechsel geht es in «Liebe/Eine argumentative Übung»: Die Geschichte wird aus Olivias Perspektive ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
In gewisser Weise bin ich in einem gigantischen Kunstwerk groß geworden: in einer alten Mühle, mitten in der Natur, direkt am Fluss mit einem riesigen Garten, einem Teich, einem Atelier, einem Puppentheater und viel, viel Kunst.
Dies war ein perfektes «Biotop für Menschen», das von meinem Vater, Eugen Mahler, einem leidenschaftlichen Naturforscher und Künstler,...
Vorworte von Spielzeitheften sind meist ähnlich spannend wie das Wort zum Sonntag. Das erste von Martin Kušej verantwortete Spielzeitheft des Burgtheaters aber beginnt mit einem Text, der sich wie ein programmatisches Manifest liest. Darin heißt es: «Das Burgtheater wird sich fortan und endgültig nicht mehr als ‹teutsches Nationaltheater› begreifen, das nur in...
Ander gräbt. Seine Hände sind verbunden, sie eitern unter den Verbänden. Trotzdem arbeitet er weiter an diesem Tunnel unter seiner Hütte, im sandigen Grund. Auch wenn jetzt niemand mehr kommt, will er vorbereitet sein. Denn irgendwann werden sie doch wieder kommen, und dann wird dieser Tunnel seine Goldgrube sein.
Ander ist eine der Figuren, die im «Territorium»...