Der Warnruf
Bekannt wurde Lars Norén im deutschsprachigen Raum mit wüst-verklemmten Zimmerschlacht-Dramen à la «Wer hat Angst vor Virginia Woolf». Sie hießen «Nachtwache», «Dämonen» oder nicht weniger düster «Nacht, Mutter des Tages» und wurden mit hochkarätiger Besetzung – zum Beispiel Gert Voss und Kirsten Dene – von Claus Peymann oder Alfred Kirchner noch im Bochumer Schauspiel Mitte der 1980er Jahre aufgeführt.
Das Thema war stets das gleiche: selbstzersetzendes bürgerliches Personal in hochgezüchteten, alkoholgetränkten Ehe- und Beziehungshöllen, das keinen verbalen oder sonstigen Untergriff ungenutzt vorbeiziehen lässt. Strindberg ließ grüßen, aber möglichst knallig vom Boulevard her: reißerische Blicke hinter Wohlstandsfassaden. Peter von Becker schrieb damals in dieser Zeitschrift: «Es soll halt alles irgendwie schon sehr manisch, klaustrophobisch, gespensterhäusisch zugehen.» (TH 12/1984)
Schon damals wirkten die Stücke angesichts ihrer amerikanischen Vorbilder oder der Filme von Ingmar Bergman etwas nachgeholt, aber trotzdem psychologisch einigermaßen immergrün. Jede Gesellschaft hat die Probleme, die sie verdient. Nach anfänglichen Aufmerksamkeitserfolgen wurde es um Norén Anfang ...
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Theater heute März 2021
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Franz Wille
Am Ende kehrte er zu seinen Wurzeln zurück. Das letzte Buch des Dichters Ludwig Fels ist ein Band mit Gedichten in fränkischer Mundart. Er, der seit fast vierzig Jahren in Wien lebte, besann sich auf einmal auf die Sprache, mit der er aufgewachsen war. In Treuchtlingen bei Ansbach, wo er 1946 in eine kleinbürgerliche Familie geboren worden war, sprach man eben so:...
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Im Berliner Quintus Verlag erschien kürzlich der abschließende Band einer dreibändigen, von Deborah Vietor-Engländer herausgegebenen Sinsheimer-Werkausgabe, der in Ergänzung zur Autobiografie, einem Shylock-Buch und dem für den Jüdischen Kulturbund verfassten Theaterstück «Benjamin wohin?» ausgewählte Briefe und Theaterkritiken enthält.
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