Der Tanz ums goldene Objekt

Thomas Melle «Die Lage»

Eine schöne und noch dazu bezahlbare Wohnung in einer deutschen Großstadt zu finden, ist schwer. Das Angebot ist knapp und die Konkurrenz der Mitbe­werber groß. Der Immobiliendarwinismus prägt mittlerweile das soziale Klima. Früher sprach man von Gentrifizierung, heute von der Hypergentrifizierung. Gemeint ist, dass nicht nur die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten keinen Wohnraum mehr finden, sondern zunehmend auch viele Besserverdienende aus dem deutschen Mittelstand.

Die Gentrifizierung ist nicht nur ein Schluckauf im System, sie fordert gesellschaftspolitische Grundsatzentscheidungen. Noch sind die Demonstrationen derjenigen, die fürchten, entwohnt zu werden, friedlich. Und in Berlin wird über die Enteignung großer Wohnungsgesellschaften nur diskutiert. Aber was passiert, wenn die Situation sich zuspitzt und der Verdrängungswettbewerb zunimmt? Wenn die Betroffenen auf die Barrikaden gehen? Genau darum geht es in Thomas Melles neuem Stück mit dem vieldeutigen Titel «Die Lage».

«Personen in Wohnungen an Orten und Zeiten», nennt Melle seine Szenenfolge. Es ist ein illustrer Chorsatz, ein Konzert aus Stimmen von Makler*innen, Obdachlosen und der anwachsenden Gruppe von ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Jahrbuch 2019
Rubrik: Neue Stücke, Seite 170
von Ingoh Brux

Vergriffen
Weitere Beiträge
Was ist da eigentlich passiert?

Rückblickend wirkt es fast idyllisch, was der Soziologe Heinz Bude im Jahr 2010 zusammen mit dem damals noch von Armin Petras geleiteten Gorki Theater auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin in Wittenberge herausgefunden haben. Drei Jahre lang hatte ein Team aus Wissenschaftlern und Theaterleuten das brandenburgische Mittelstädtchen beforscht auf der Suche...

Only prisoners have time to read

«There’s no time here, not any more.»
Mark Fisher

Vielleicht hat selten jemand Foucault so konsequent und  düster zu Ende gedacht wie Mark Fisher, vielleicht hat es auch kaum jemand wirklich ausgehalten, ihn so zu Ende zu denken, wie man sagt, zu Ende denken, wenn es das überhaupt gibt, etwas zu Ende denken, jemanden zu Ende denken, überhaupt etwas irgendwann zu...

Die schlampige Zahl Pi

Einer der prominentesten Vertreter der KI-Forschung ist davon überzeugt, dass der technische Fortschritt künstliche Superintelligenzen hervorbringen werde, die dann die gesamte Milchstraße bevölkern und uns Menschen weit überlegen sein würden. Für unsere Spezies würden sie sich weniger interessieren als füreinander, Menschen hätten sich als bis dato intelligenteste...